Hätten wir diesen Artikel am Donnerstag geschrieben, hätte er wahrscheinlich noch ganz anders ausgesehen. Denn am Freitag erfuhren wir beim Termin bei der Frauenärztin, dass es recht wahrscheinlich ist, dass die Minikaiserin nicht mehr lang bzw. nicht bis zum Geburtstermin auf sich warten lässt. Das CTG, ihre Größe und ihr Gewicht und der Fakt, dass der Muttermund bereits 2 cm geöffnet ist, deuten auf einen baldigen Start der Geburt hin. Dementsprechend groß war die Aufregung auch am Freitag bei uns. Nun haben wir aufgeschrieben, wie wir uns jeweils so kurz vor der Geburt fühlen und welche Fragen über die erste Zeit nach der Geburt mit Baby in unseren Köpfen herumgeistern. Unsere zukünftigen Eltern-Ichs werden genau diese Fragen in wenigen Wochen beantworten können.
Patricia: In der letzten Woche hat sich meine Gefühlswelt bezüglich der bald anstehenden Geburt fast täglich geändert. Erst bekam ich Panik davor, nicht mehr alle wichtigen Aufgaben vor der Geburt zu schaffen. Nachdem ich dann meine Buchhaltung für das zweite Quartal fertig hatte, war ich erstmal um einiges entspannter. Dann kam ein wenig Angst vor der Zeit nach der Geburt auf und ich fühlte mich ein wenig, als würde ich auf einem Zehnmeterbrett stehen und nicht wissen, ob unten ein Pool auf mich wartet oder Beton.
Als wir am Freitag erfuhren, dass es möglicherweise jeden Moment losgeht, war ich ziemlich aufgeregt und die Aufgaben, die ich noch so auf meiner To-Do-Liste habe, verloren an Wichtigkeit. Seitdem mache ich nur das, worauf ich Lust habe oder was mir wirklich wichtig ist. In meinem Schwangerschaftsbuch lesen, mich ausruhen, diesen Artikel schreiben und entspannt mit Susi spazieren gehen.
Es ist nicht mehr wichtig, wie viele Aufgaben ich noch bis zur Geburt schaffe, denn alle werde ich eh nicht schaffen können. Und das ist auch nicht wichtig. Die Minikaiserin wird auch ohne Deckenlampe in ihrem Kinderzimmer klarkommen. Sie wird ihr Zuhause auch “betreten”, wenn ich die neue Fußmatte noch nicht fertig habe. Und wenn hier in den ersten Wochen nach der Geburt nicht wöchentlich zwei Artikel online gehen, weil wir bisher erst 4 Artikel vorbereitet haben, werdet ihr uns auch nicht in Scharen davonlaufen. Und wenn ich es vor der Geburt nicht mehr schaffe meinen Fotokurs Camwoman bei Facebook zu bewerben, dann geht die Welt davon auch nicht unter. Jetzt sehen die Prioritäten erstmal anders aus.
Tja und dann bin ich unheimlich gespannt, wie es sein wird, die Minikaiserin das erste Mal zu sehen, im Arm zu halten, zu spüren. Wie wird sich das anfühlen? Ist es wirklich solch ein unbeschreibliches Gefühl, wie fast alle Eltern sagen? Ich bin so gespannt!
Stefan: Bis Freitag war ich eigentlich noch ganz entspannt. Natürlich wusste ich, dass es bald losgehen kann und der errechnete Termin gerade einmal zweieinhalb Wochen entfernt liegt. Doch als die Frauenärztin bei der Untersuchung sagte: “So, das kann jetzt bald passieren!”, kam für mich noch einmal das Signal, es ist wahr, du wirst definitiv in den nächsten Tagen Vater!
Nach einem ordentlichem Panikmacher meinerseits am Samstag, dass ich das ja alles gar nicht schaffen werde, komm ich langsam in ein wirklich ruhiges Gefühl! Jetzt heißt es abwarten und Tee trinken. Denn im nächsten Moment kann es sein, dass ich meine Liste durchgehe, wen ich alles anrufen muss, welche Sachen ich alle in den Flur stellen muss und wir uns mit diesen dann auf den Weg ins Krankenhaus machen. Gerade in diesem Moment realisiere ich einen weitere baldige Realität. Es kann sich nur noch um Stunden oder wenige Tage handeln, dann halte ich mein erstes eigenes Kind in den Armen!!!
1. Wie wird es mit dem Stillen klappen und werde ich mich sehr komisch fühlen, wenn ich in der Öffentlichkeit stillen muss? – Patricia
Ich hoffe sehr, dass ich stillen kann und keine großen Schwierigkeiten damit haben werde. Doch natürlich hab auch ich ein wenig Respekt vor Schmerzen beim Stillen, Milchstau, entzündeten Brustwarzen und Co. Und wie wird es wohl sein, vor anderen Menschen und in der Öffentlichkeit zu stillen? Ich finde absolut nichts Schlimmes dabei, wenn Mütter in der Öffentlichkeit stillen – es ist meiner Meinung nach etwas ganz Natürliches. Außerdem kann man es ja dezent machen. Aber wird es trotzdem ein komisches Gefühl sein?
2. Wie werde ich mit weniger und unterbrochenem Schlaf klarkommen? – Patricia
Ich bin keine Langschläferin und kann auch nicht bis 12 Uhr mittags oder sogar länger schlafen. Doch wenn ich nicht 6-8 Stunden Schlaf bekomme, fühle ich mich meistens wie ein Wrack und kriege nichts so richtig auf die Reihe. Mein Trost: Vor der Schwangerschaft konnte ich absolut keinen Mittagsschlaf halten und hab mich danach einfach nur gerädert gefühlt. Mittlerweile schaffe ich es ziemlich gut, mit einem kurzen Nickerchen tagsüber Energie zu tanken. Besonders effektiv: Die Selbsthypnose-Audiodateien aus meinem Hypnobirthing-Buch. 15 Minuten und ich bin wieder fit. Vielleicht sind sie ja auch nach der Schwangerschaft meine Rettung?
3. Wie wird wohl unser Familien- und Arbeitsalltag aussehen? – Patricia
Das ist tatsächlich etwas, was ich mir noch am wenigsten vorstellen kann. Das liegt vielleicht daran, dass wir keine anderen Eltern kennen, die beide selbständig primär von zu Hause aus arbeiten. Wahrscheinlich wird es schon so aussehen, dass ich mich vorrangig um die Minikaiserin kümmern werde und Stefan mehr arbeitet. Doch auch ich werde nach einigen Tagen oder Wochen wieder am Laptop sitzen (müssen). Und, so wie ich mich kenne, auch wollen. Doch werden wir relativ schnell einen Rhythmus finden oder wird jeder Tag anders aussehen? Wird es schwierig für Stefan, dass er kein Arbeitszimmer hat, dessen Tür man zumachen kann, sondern im offenen Wintergarten arbeitet? Und werde ich noch ein bisschen Zeit für mich selbst finden zwischendurch?
4. Wie werde ich mich in meinem Körper fühlen? – Patricia
Mit den Veränderungen meines Körpers in der Schwangerschaft konnte ich sehr entspannt umgehen. Ich hab bisher knapp 17 Kilo zugenommen, meine Brüste haben sich verändert, ich habe Schwangerschaftsstreifen bekommen und definitiv auch etwas mehr Speck auf den Hüften. Doch ich fühle mich trotzdem wohl in meinem Körper. Aber wie wird es nach der Geburt sein? Wenn da ein Bäuchlein ist, in dem kein Baby mehr steckt? Werde ich trotz der Schwangerschaftsstreifen noch gern einen Bikini tragen? Passe ich bald wieder in meine alte Kleidung? Ich mache mir wegen alldem keine Sorgen oder Stress, sondern bin eher neugierig.
5. Wie werde ich als Mutter sein? – Patricia
Genau wie viele andere wünsche ich mir, eine coole, entspannte Mutter zu werden. Ich habe in meinem Freundes- und Bekanntenkreis so einige Vorbilder, was das angeht. Natürlich sind auch diese Mütter nicht 24h am Tag cool und entspannt, aber sie wirken auf mich so, als würden sie einfach entspannt mit ihrem Kind umgehen und alles ziemlich gut auf die Reihe bekommen. Und nichts davon wirkt aufgesetzt. Doch wer weiß schon, was die Hormone und die neue Situation mit einem machen? Vielleicht werde ich ja doch eine überängstliche Helikoptermutter, deren komplettes Leben sich nur um das Kind dreht? Ich möchte das nicht und kann es mir auch nicht vorstellen, doch man weiß nie, wieso Menschen so werden wie sie sind. Deshalb versuche ich auch immer tolerant zu sein. Das ist übrigens auch etwas, was ich mir sehr wünsche. Toleranz. Ich hoffe, dass die Menschen in unserem Umfeld nicht darüber urteilen, wie wir die Minikaiserin aufwachsen lassen und erziehen.
6. Wie soll ich für eine Familie sorgen? – Stefan
Wenn es jetzt bald so weit ist, kann es sein, dass ich genau 1 Jahr selbstständig bin. Gerade am Anfang der Selbständigkeit, also in der Regel in den ersten 3 Jahren, sind die Tage vollgepackt mit Arbeit. Und jede freie Minute, füllt sich mit einem schlechten Gewissen im Hinterkopf, denn man könnte ja auch ein neues Projekt weiterspinnen oder eine E-Mail, die eigentlich überhaupt nicht wichtig ist, beantworten. Daher haben wir uns ja letztes Jahr dazu entschieden, noch 1 Jahr zu warten, damit ich einige meiner geplanten beruflichen Projekte weiteraufbauen kann, bevor das erste Kind angepeilt wird. Woher sollten wir wissen, dass es da schon zu spät war und die Minikaiserin schon wuchs und gedieh?
Nun sind es nur noch einige Tage oder Stunden und natürlich mache ich mir schon meine Gedanken, wie das alles funktionieren wird und ob meine Selbständigkeit auch genug Geld in die Kassen spült, um Babybrei und Windeln bezahlen zu können.
7. Wie schnell spielt sich unser Alltag ein? – Stefan
Plötzlich ist jemand da, der die meiste Aufmerksamkeit benötigt. Die meiste Zeit in Anspruch nimmt und da heißt es einfach, mehr Kommunikation und noch mehr Planung. Wird das wirklich funktionieren? Gerade, wenn es um meine Kunden im Personal Training geht, sprechen wir von Terminen außerhalb der Wohnung, ich werde somit auch mal ein paar Stunden weg sein. Ich hoffe einfach, das klappt.
8. Wie werden die ersten Monate wohl sein? – Stefan
Als Selbständiger, der von zu Hause aus arbeitet, hat man natürlich seine Vorteile und kann mal schnell zum PC sprinten, um was abzuarbeiten. Doch wie man ja schon bei Mutti, Bruder, Freunden oder Frau mitbekommen hat, jeder Mensch ist ein Individuum und nicht gleich. Daher wissen wir nicht, ob die Minikaiserin viel schreit, die ganze Zeit schläft oder sonstwas macht und man vielleicht gar keine Zeit oder Schlaf findet.
9. Wie kümmert man sich denn um ein Baby richtig? – Stefan
Patricia hat natürlich schon alles gelesen, was es über Schwangerschaft gibt und auch ich habe 1-2 Bücher, die mir manchmal schon halfen, damit umzugehen, wie ich ein Kind wickle oder wie ein Strampler angezogen wird. Doch generell ist das wohl die Frage, die sich die meisten Eltern stellen. Mache ich das gerade richtig? Wie weiß ich, ob ich das Kind nicht zu warm angezogen habe oder dass es draußen zu kalt ist für das kleine Kleidchen? Ich hoffe, die Unsicherheit wird durch Vaterinstinkt ersetzt 😉 .
10. Wie wird es Patricia während und nach der Geburt gehen? – Stefan
Einige Wenige, die mich sehr gut kennen, wissen, dass ich in der Regel ein Kontrollfreak bin und das Zepter bei Problemen gern in die Hand nehme, um das Problem zu lösen. Doch bei der Geburt, kann ich da unterstützend helfen, Patricia gut zureden oder was auch immer. Doch das Kind muss nun einmal die Frau austragen und auch entbinden. Gern würde ich ihr das abnehmen, doch ich kann nicht. Sich hilflos fühlen, ist nicht einfach. Ich wünsche mir einfach, dass Patricia alles gut übersteht und danach entspannen kann, um schnell wieder auf dem Dampfer zu sein. Denn ich kann einfach nicht sehen, wenn meine Frau leidet.
Titelbild: Manuela Clemens ; bearbeitet von Patricia