Stefan hatte gestern seine Weihnachtsfeier. Seine Firma hatte das Watergate gemietet, einer der bekanntesten Clubs Berlins. Thema war Masken und er war um halb 4 wieder zu Hause. Ich lag krank mit Susi auf dem Sofa und feierte mit ihr meine eigene kleine Weihnachtsfeier. Wir feierten, indem ich nach Wochen endlich mal wieder dazu kam zu shoppen. Vom Sofa aus. Wir feierten mit Tee und ein paar ungesalzenen Erdnüssen und ließen nebenbei Mila bei Maxdome laufen. Glamour – Fehlanzeige. Kollegen – Fehlanzeige.
Ich liebe es, selbständig zu sein und ich würde auf keinen Fall mit einer Festanstellung tauschen wollen. Doch wer sich selbständig macht und so wie ich die meiste Zeit hinter dem PC verbringt, der muss sich darauf einstellen, dass man ab und zu Kollegen vermisst. Dass man soetwas wie Teamevents und eben Weihnachtsfeiern vermisst. Meine letzte Weihnachtsfeier war vor vier Jahren. Ich war zu der Weihachtsfeier der Firma eingeladen worden, bei der ich nach dem Studium ein Praktikum gemacht hatte.
Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht mehr wirklich, wie es ist, Kollegen zu haben. Und ich weiß ja nur aus meinen beiden Praktika, wie es ist. Wie es ist, sich über das Wochenende auszutauschen, mittags nicht allein zu essen. Während ich Mittag esse, gucke ich Snapchat. Meine Kollegen sind meine Facebookfreunde. Wenn ich mich einsam fühle, gucke ich bei Instagram, Facebook oder eben Snapchat. Natürlich ist das nur ein Ersatz für echten zwischenmenschlichen Kontakt, aber es ist mein Ersatz.
Falls ihr euch jetzt ernsthaft Sorgen um mich macht: Das ist nicht nötig. Denn mir ist durchaus bewusst, dass man gern das idealisiert, was man nicht hat. Von Freunden weiß ich, wie der Alltag mit Kollegen dann allzu oft wirklich aussieht. Zickenterror, Machtkämpfe, Geschleime beim Chef. Es ist anscheinend doch eher selten Friede, Freude, Eierkuchen. Könnte ich das ab? Schwer. Will ich das haben und gegen meine Ruhe mit Susi und meine Freiheit eintauschen? Auf gar keinen Fall.
Und dann ist es ja so, dass ich ja doch mehr zwischenmenschliche Kontakte habe, als mir vielleicht bewusst ist. E-Mail-Kontakte mit netten Kunden, die ich ins Herz geschlossen habe, Austausch mit Fotografen-Kollegen in Facebook-Gruppen, Schreiben von Nachrichten mit Freunden über WhatsApp und nicht zuletzt während der Gassirunde mit Susi. Und dann bin ich als Fotografin ja auch regelmäßig unterwegs, fotografiere Hochzeiten, Paare, Babys, Schauspieler, Geschäftsführer, im Bikini Berlin und lerne jede Menge interessante Leute kennen. Und die Bloggerevents, die ich besuchen darf, sind oft schöner organisiert, als die meisten Weihnachtsfeiern und die Blogger sind für mich auch Kollegen.
Ich habe sie also, meine Kollegen. Sie sitzen nur nicht auf dem Schreibtischstuhl nebenan. Dort sitzt Susi und schlummert friedlich, während ich meine Nachbarn husten höre. Und wenn ich mal ein bisschen Glamour in meinem Büro möchte, dann ziehe ich mir eben High-Heels an, lege Make-up auf und mache Outfitbilder auf dem Sofa. Ein Hoch auf die Selbständigkeit!
Top: (ich glaub) Orsay (hab ich meiner Mama abgeluchst) ; Kette: Happiness Boutique (durfte ich mir freundlicherweise dort aussuchen) ; Hose: Cheap Monday ; Pumps: Asos