Niemals hätte ich damit gerechnet, dass der sogenannte Weddingblues so stark bei mir zuschlägt. Weder vor der Hochzeit noch kurz danach. Schließlich warteten direkt nach der Hochzeit traumhafte Flitterwochen auf Sardinien und anschließend tolle neue Herausforderungen. Vom Weddingblues sind doch nur Bräute betroffen, die sich nur noch auf die Hochzeit konzentriert haben und danach nicht mehr wissen, was sie tun sollen, oder? Nicht jemand wie ich, der selbständig ist, voll in seinem Beruf aufgeht und für die Zeit nach der Hochzeit tausend Pläne hat? Oh doch. Der Weddingblues hat richtig bei mir zugeschlagen.
Es passierte ungefähr eine Woche nach der Hochzeit. In den Tagen zuvor schwelgte ich entweder in den Erinnerungen, schlug mich mit einigen Problemen herum, die es auf der Hochzeit gab oder organisierte alles Mögliche für die Flitterwochen. Auch zu Beginn der Flitterwochen war noch alles in bester Ordnung und ich fühlte mich wie im rosa Zuckerwatteland. Doch dann kam plötzlich der Hammer. Ich wurde mir dessen bewusst, dass alles vorbei war. Dass wir die Hochzeit so nicht noch einmal erleben würden. Dass wir nie wieder all diese Menschen für 2,5 Tage um uns versammeln würden. Denn das ist, wenn man halbwegs realistisch ist, so einfach nicht noch einmal möglich.
Man sollte meinen, dass es helfen würde, sich die Bilder anzuschauen, die Freunde einem schon geschickt haben. Doch das Gegenteil war der Fall. Jedes Bild, jede Erinnerung an die Hochzeit machte mir nur nochmals bewusst, dass es vorbei ist. Regelmäßig schimpfte ich innerlich mit mir selbst und versuchte diese Gedanken, die Traurigkeit, wegzuschieben. Ich wollte doch die Flitterwochen genießen! Während ich in der strahlenden Sonne an einem Traumstrand saß, mit dem besten Ehemann an meiner Seite, fühlte ich mich traurig. Nicht permanent, aber immer wieder.
Unser Freund Lücki schickte uns seine Bilder von der Hochzeit und ich war nahezu froh, als nach der Hälfte der Bilder das Internet streikte. Meine Freundin Ela schickte Bilder vom Photobooth und ich probierte es gar nicht erst. Alles in mir sträubte sich. Ich war noch nicht bereit. Am Sonntag schickte Ela mir dann das Hochzeitsvideo, das ihr Freund Christian für uns gedreht hat. Normalerweise hätte ich mich kreischend darauf gestürzt. Aber ich konnte nicht. Es ist ein irrsinniges Gefühl, vor allem verglichen mit dem, was andere Menschen erleiden müssen. Warum kann man sich nicht einfach über all die Erinnerungen freuen? Doch wie meistens sind Gefühle nicht rational und nicht erklärbar. Wahrscheinlich können es nur Bräute verstehen, die ähnliches erlebt haben.
Am Sonntag waren wir dann für einen Tag in der Heimat, um unseren guten Freund Tobi zu verabschieden, der leider in den fernen Norden zieht. Natürlich war die Hochzeit Gesprächsthema Nummer 1 – beim Essen bei meiner Schwiegermama, beim Spaziergang mit meiner Mama, abends beim Fußballschauen mit den Freunden. Und komischerweise hatte das eine therapeutische Wirkung. Langsam wollte ich wieder an die Hochzeit denken. Darüber sprechen. Vielleicht sogar das Video anschauen? Gestern Abend war es dann so weit. Dreimal schauten wir uns das Video an. Weinten und lachten und waren so happy darüber.
Nun kann ich auch wieder Fotos anschauen. Ich glaube, der Weddingblues ist überstanden. Halleluja! Bald bekommen wir auch die Bilder unserer wunderbaren Hochzeitsfotografin und ich werde euch von nun an jeden Mittwoch mit einem Hochzeitspost versorgen. Denn es gibt sooo viel, das ich mit euch teilen möchte. Ich weiß, dass viele von euch darauf warten. Das Video werden wir noch ein bisschen für uns behalten. Auch Familie und Freunde haben es bisher nicht gesehen. Gerade wollen wir es noch zu zweit genießen. Doch wir werden es mit euch teilen. Auch wenn es sehr privat ist und ich eigentlich durchgängig darauf heule. 😀 Ihr habt uns vor und nach der Hochzeit mit so viel Liebe überschüttet, dass wir es einfach mit euch teilen wollen. Bis nächsten Mittwoch!
Bilder: Sandra Socha