Ein Thema – zwei Perspektiven. Das soll es jetzt öfter in kolumnenartiger Form geben. Heutiges Thema: Urlaub mit einer anderen Familie.
Patricia: Jedes dritte unglückliche Pärchen trennt sich nach einem Urlaub, hab ich gehört. Gilt das auch für Freundschaften? Ich bin bereits einige Male mit FreundInnen verreist, allein oder mit Stefan, und fast jedes Mal gab es tolle Momente, aber auch (unausgesprochene) Konflikte. Im Urlaub hockt man fast 24h aufeinander, lernt Macken an dem anderen kennen, die einem vorher vielleicht noch nie wirklich aufgefallen sind und sowieso sprechen eigentlich ziemlich viele Faktoren dagegen, mit anderen Familien zu verreisen. Denn ist es nicht manchmal schon schwierig genug die Bedürfnisse von zwei Personen unter einen Hut zu bekommen? Will man im Urlaub ständig Kompromisse machen? Waren wir also mal wieder absolut wahnsinnig und übergeschnappt, als wir beschlossen, gemeinsam mit Valentina, Martin und Hanna nach Kreta zu fliegen?
Diese Frage kann ich ganz eindeutig mit einem NEIN beantworten. Denn ehrlich gesagt, kann ich den nächsten Urlaub mit den drei Hessen kaum erwarten. Die sieben Tage Kreta waren einfach wunderbar und das lag vor allem auch an diesen drei zauberhaften Menschen. Und auch wenn wir objektiv gesehen etwas wahnsinnig waren, mit einer Familie in den Urlaub zu fahren, die wir vorher erst einmal gesehen hatten, machte ich mir vorher überhaupt keine Sorgen darüber, ob es funktionieren könnte oder nicht. Doch kann ich mir vorstellen, mit jeder anderen Familie in den Urlaub zu fahren? Nein. Denn es müssen meiner Meinung nach schon so einige Faktoren stimmen, damit es passt und für alle ein Traumurlaub wird.
Das meiner Meinung nach Allerwichtigste ist, dass es menschlich passt. Und das zwischen allen! Es bringt nichts, wenn sich die Frauen super verstehen, aber die Männer sich nur anschweigen oder andersherum. Bei den Kindern ist es glaub ich noch nicht so problematisch. Bei uns passte es menschlich auf allen Ebenen. Sehr ähnliche Ansichten über das Leben, gleicher Humor – es war einfach ein Match.
Was außerdem wichtig ist im Urlaub, sind ähnliche Interessen und Tagesrhythmen. Es ist schwierig, wenn jemand, der eigentlich nonstop am Strand liegen will, mit jemandem verreisen muss, der lieber eine Exkursion nach der anderen macht. Bei uns ist es so, dass eine Mischung aus beidem perfekt ist und genauso ging es Valentina und Martin. Außerdem haben wir sehr ähnliche Interessen. Essen zum Beispiel. 😉 Valentina und ich teilen die Leidenschaft für die Fotografie und Social Media, Stefan und Martin waren hingegen zusammen im Fitnessstudio und haben Billard oder Tischtennis gespielt. Abends haben wir dann zu viert gemeinsam Gesellschaftsspiele gespielt und hatten jede Menge Spaß. Zudem haben wir ähnliche Tagesrhythmen, was aber natürlich auch durch die Kinder bedingt ist.
Sehr praktisch war auch, dass es bei diesem Urlaub ungestellte Bilder von mir gibt, weil Valentina genauso gern wie ich fotografiert.
Und das meiner Meinung nach Schwierigste beim Urlaub mit einer anderen Familie? Kommunikation. Man muss offen über Wünsche, Vorlieben und Konflikte reden können. Man muss sich ständig absprechen und eventuell Kompromisse finden. Im Prinzip also alles wie in einer Beziehung, nur dass noch mehr Menschen betroffen sind. Uff. Wenn wirklich so viel passen muss, sollte man sich dann einen Urlaub mit einer anderen Familie antun?
Und wir konnten gegenseitig Bilder von uns machen.
Ja, ja und ja. Wenn ihr das Bauchgefühl habt, dass auf irgendeine Familie oder ein anderes Pärchen all diese Faktoren zutreffen, es also menschlich passt, ihr ähnliche Interesse und Tagesrhythmen und ihr das Gefühl habt, dass man offen über alles reden kann, dann fahrt doch mal mit dieser Familie in den Urlaub. Denn ehrlich gesagt fiel es mir jetzt gar nicht so leicht, das alles so analytisch aufzuschreiben, weil es zwischen unseren Familien einfach passt. Es fühlte sich nichts anstrengend an, es gab keine Konflikte und durch die tausenden Sprachnachrichten, die Valentina und ich in den letzten Monaten ausgetauscht haben, kannten wir einander so gut, dass wir uns quasi blind verstehen.
Stefan: Was mir an sozialen Kontakten, also Freunden, besonders wichtig ist, dass die Zeit, die man mit ihnen verbringt, nicht mit Stress verbunden ist. Denn Stress habe ich oft genug und daher sollte es so unkompliziert wie möglich sein. Ich merke in der Regel sehr schnell, ob ich gern Zeit mit dem- oder derjenigen verbringe und bin da auch sehr einfach gestrickt. Wenn es nicht passt, verläuft es sich sowieso. Und wenn es um den Urlaub geht, ist es ja noch wichtiger abschalten zu können und das Stresslevel herunterzufahren. Dafür soll der Urlaub ja eigentlich gedacht sein. Deswegen Obacht bei der Auswahl der Reisebegleiter :-D. Mit Patricia war das wirklich von Anfang an super entspannt, da wir, was den Urlaub inklusive Aktivitäten, etc. angeht, ähnlich ticken. Daher haben wir soweit ich zurückdenken kann, nie einen wirklichen richtigen Streit im Urlaub gehabt. Die Urlaube waren richtige Regeneration, Abschalten von allem, was zu Hause auf uns wartet. Und selbst jetzt mit Marlena ist das Verreisen, trotz der Anspannung, die sich vorher aufbaut, ob man denn alles hat, wie wird der Flug mit Marlena etc., immer eine super Zeit!
Und jetzt sollten wir auch noch mit einer anderen Familie zusammen verreisen. “Na mal schauen, was das wird”, dachte ich am Anfang. Was eine super Idee von Martin war: sich vorher schon einmal persönlich kennenzulernen, sonst waren wir ja immer nur “online” aktiv und das ist einfach eine ganz andere Sache! Also ging es im Februar für uns für ein Wochenende nach Hessen und wir konnten uns schon beschnuppern. Dabei merkten wir schnell, das kann funktionieren, da wir eine ähnliche Einstellung zum Leben haben und ein Verständnis von dem, was man will. Und was ein genauso wichtiger Aspekt war, dass beide Parteien schon Kinder haben. Viele Sachen, die sich durch das Elternsein ändern, konnte ich vorher auch nicht verstehen. Gerade was die Zeitplanung betrifft, ist man doch nicht immer so flexibel und verfällt ein wenig in eine Drucksituation, wo ich mich früher fragte, warum das jetzt sein muss 😀 . Sei es mit dem Hunger des Kindes umgehen zu müssen oder irgendwo eine Windel zu wechseln. Oder dass das Hotelzimmer so dicke Wände hat, dass man nicht so weit vom Zimmer entfernt den Abend verbringen kann, wenn Marlena schläft, da das Babyphone ja Empfang haben muss 😀 . Solch kleine Sachen, die dir ab jetzt den Abend ruinieren können 😀 . Man plant jetzt einfach nicht nur noch für sich. Da ist es natürlich super, wenn die andere Partei einfach genau weiß, warum man jetzt das Babyphone in den Himmel reckt. Nämlich um zu schauen, wo es wieder eine Verbindung zur Station im Hotelzimmer aufbaut 😉 .
Abschließend kann ich sagen, war es ein toller Urlaub zusammen, der sich für mich nie wie Stress angefühlt hat oder kompliziert für mich war (wir ihr vielleicht schon gemerkt habt, ist mir das im Urlaub das Wichtigste 😀 ). Daher gerne wieder und mal schauen, wo es uns das nächste Mal zusammen hinführt!