Nur noch knapp ein Monat bis zum großen Tag und es gibt noch einiges zu tun. Ich flippe aus!!! Nee, mach ich eigentlich nicht, denn eine der wichtigsten Sachen habe ich schon hinter mir: die Anzugauswahl. 😉 Wie die meisten habe auch ich mir vorgenommen, nur einmal im Leben zu heiraten (wäre ja schlimm, wenn es nicht so wäre :D). Daher dachte ich mir, mir für diesen Tag endlich mal einen maßkonfektionierten Anzug zuzulegen. Denn was gibt es Schöneres als Kleidung, die perfekt passt. Zusätzlich liebe ich Anzüge und Patricia sagt, ich sehe in Anzügen immer so gut aus. 😉
Doch generell bin ich, wenn man mein Wissen über Anzüge betrachtet, eher ein Anfänger. Die Zeit, als ich jeden Tag einen Anzug auf der Arbeit tragen musste, ist mehr als 3 Jahre her und seitdem trage ich einen Anzug 2-3 Mal im Jahr. Daher habe ich mir mit Dolzer einen sehr guten Berater an Bord geholt, um den perfekten Hochzeitsanzug für mich zu finden. Die Dolzer Maßkonfektionäre kommen aus Schneeberg und beschäftigen sich seit 1963 mit Maßkonfektion von Kleidung, um das perfekte Outfit für Mann und Frau zu finden. Und das kann man deutschlandweit in über 18 Filialen. Ich entschied mich natürlich für die Berliner Filiale (die witzigerweise direkt bei uns um die Ecke ist) und traf mich dort mit Filialleiter Johannes Meyer, der mich an diesem Tag in die Geheimnisse der Maßanfertigung eines Anzuges einweihte.
Der Ablauf der Maßanfertigung bei Dolzer
Wann sollte man sich einen maßkonfektionierten Hochzeitsanzug kaufen?
Bevor wir starten, schon der erste Tipp, denn das Treffen wird nicht das letzte sein. Bei einer Maßanfertigung werden beim ersten Treffen alle Entscheidungen rund um den Hochzeitsanzug getroffen, dann erfolgt die Anfertigung des Anzuges (generell 4-6 Wochen) und Herr Meyer und ich sehen uns dann noch einmal zum Anpassen des Anzuges. Erst beim zweiten Treffen werde ich den maßkonfektionierten Hochzeitsanzug zum ersten Mal tragen dürfen. Wenn alles passt, kann ich diesen mit nach Hause nehmen; wenn nicht, kommt er noch einmal unter die Nähmaschine und wird perfekt angepasst. Also genug Zeit einplanen, wenn du nicht den Anzug von der Stange willst, sondern dich auf die Suche nach deinem perfekten Hochzeitsanzug machst. Generell solltest du spätestens 2 Monate vor der Hochzeit deinen Berater gefunden haben. Denn das macht ja die Maßanfertigung gerade so einzigartig. Niemand anderem wird der Anzug nach der Fertigung so perfekt stehen wie dir.
Wen sollte man zum ersten Termin beim Maßkonfektionär mitnehmen?
Wir starteten mit einem generellen Gespräch über meine Erwartungen, meine Erfahrungen mit maßkonfektionierten Anzügen (dieser Teil war schnell abgehandelt :D) und Herr Meyer fing gleich damit an, die erste Entscheidung von mir zu fordern: Kaffee oder Wasser. Ich nahm beides. 😀 Das sollte definitiv nicht die letzte Entscheidung des Tages sein, denn Farb-, Stoff-, Stilauswahl…, standen mir noch bevor. Darum war es nicht schlecht, dass ich drei vertrauenswürdige Personen aus meinem Umfeld dabei hatte, die mir bei den Entscheidungsfindungen helfen konnten. Mach dir also vorher Gedanken, wer dabei sein soll und ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen, dass nach einigen Stunden und so vielen Entscheidungen, die du treffen musst (oh mein Gott, woran man alles denken muss!), es nicht verkehrt ist, Unterstützung dabei zu haben. Mich haben dabei mein Trauzeuge und seine Freundin (ebenfalls unsere Zeremonienmeister, die Ansprechpartner für alle Gäste sind, was geplante Spiele und Einhaltung des Hochzeitsablaufes am großen Tag betrifft), sowie Patricia unterstützt, die ja mehr zum Farbschema der Hochzeit sagen und weitere Insides geben kann. Keine Sorge, den fertigen Anzug wird Patricia erst am Hochzeitstag sehen, somit ist es kein Problem, die Zukünftige als Beraterin dabei zu haben. 😉
Für unsere Kleinen gab es sogar eine Leseecke. 😉
Schritt 1: Den richtigen Stil für den perfekten Hochzeitsanzug finden
Nach der Getränkeentscheidung stiegen wir sofort in die Anzugauswahl ein und begannen mit der Stilauswahl des Anzuges, ob er eher sportlich oder klassisch sein soll. Herr Meyer befragte mich gleich zur Art der Hochzeit und ob es ein Thema gäbe. Denn der Anzug sollte doch schon zu Thema und Location der Hochzeit passen. Feiert ihr eher im ländlichen Stil oder auf einem Schloss oder habt ihr den Punkrock im Blut? Ich kam mit der Vorstellung eines dunkelgrünen Anzuges, da unsere Hochzeit ja eher im ländlichen Stil stattfinden wird. Doch was ich auch nicht wusste: Ganz oft sollte die Farbe und ebenfalls der Stoff zur Jahreszeit passen. Als Mann schwitzt man ja generell mehr als eine Frau und gerade am Hochzeitstag führt die Hochzeit zu unkontrollierten Schweißausbrüchen, wie mir Freunde, die schon geheiratet haben, erzählten. Ist wohl doch stressiger als man denkt, so ein Anlass. Daher passt zum Juni ein dicker Stoff natürlich nicht so optimal, da er nicht so transparent und atmungsaktiv ist, wie ein verhältnismäßig dünnerer Stoff.
Schritt 2: Der richtige Stoff für den perfekten Hochzeitsanzug
Wir alle haben schon Junis mit 30 Grad erlebt und leider gibt es dunklere Anzüge, gerade grüne Anzüge, eher in einem dickeren Stoff. Und jetzt ich Schwitzbacke bei vielleicht 30 Grad, alle Augen auf mich gerichtet, emotional am Quaken im dicken grünen Anzug? Nee!!! Außerdem sah ich in einem grünen Anzug wie ein Jäger aus. Mein Opa, der ehemalige Jäger, wäre stolz gewesen. Zumal man in den wärmeren Monaten generell zu helleren Anzugtönen tendieren sollte. Somit habe ich mich für einen dünneren Stoff und eine hellere Farbe entschieden (ich sag euch aber noch nicht welche. :P). Wichtig ist dabei zu wissen, umso dünner der Stoff, umso weniger strapazierfähig ist er. Heißt also: Wenn ihr eher der praktische Typ seid, den Anzug also danach für weitere Anlässe oder zur Arbeit tragen wollt, wäre ein dickerer Stoff vielleicht doch besser, da dieser deine Breakdance Session auf der Hochzeitsparty eher mitmacht. Ich sag nur: Ice Ice Baby. 😀
Schritt 3: Die Details für den perfekten Hochzeitsanzug festlegen
Und weiter ging es mit dem Entscheidungsmarathon. Denn neben Garnfarbe, Innenfutterfarbe (mit Muster oder ohne?) und Anzahl der Sakkotaschen musste ich auch die Anzahl der Rückenschlitze des Sakkos bestimmen. Die was??? Da gibt es doch immer nur einen? Aber nope, falsch gedacht. Man kann von keinem bis zu zwei Schlitzen wählen. Ich hatte bisher immer nur einen Schlitz (wohl auch moderner) und regte mich dann immer auf, dass sich nach einiger Zeit das Garn löst und der Schlitz größer wird. Grund ist wohl, dass ich eher engere Anzüge trage, die sehr tailliert sind, “Slim Fit” auf neudeutsch und sich daher das Sakko eher spannt. Irgendwann gibt bei zu vielen Bewegungen natürlich das Garn am Rückenschlitz auf. Herr Meyer´s Tipp: Einfach zwei Rückenschlitze wählen, da wird die Spannung besser verteilt! Was der Mann alles weiß! Der scheint sich da auszukennen. 😉
Nachdem ich nun auch noch die Anzahl der Knöpfe, also die Länge der Knopfleiste des Sakkos bestimmt hatte, waren die Knöpfe des Sakkos an der Reihe. Dabei könnt ihr Glänzende oder Matte wählen sowie das Material dieser bestimmen (Horn, Kunststoff, Metall oder Perlmutt). Wichtig dabei ist, ob diese der Eyecatcher sein sollen oder nicht. Denn wenn ihr glänzende, helle oder goldene Knöpfe zu einem dunklen Anzug wählt, werden diese wohl zuerst auffallen und eure originelle Krawatte oder die lustigen Manschettenknöpfe wird niemand bemerken.
Schritt 4: Die richtige Anzughose finden
So. Das Sakko ist schon einmal fertig, kommen wir nun zur Hose. Die Breite der Hosenbeine (eher weiter oder schmal) und die Länge der Hose (Trend ist zur Zeit eher kürzer und nicht auf den Schuh aufliegend) galt es nun zu bestimmen. Da wir hier von einem maßkonfektionierten Hochzeitsanzug sprechen, sollte der Bund der Hose perfekt sitzen. Somit kann auf den Gürtel gern verzichtet werden, der Gürtel nimmt nämlich bei einer Maßanfertigung nur die Funktion eines Accessoires ein und soll nicht die Hose über dem Hintern halten. Wie gesagt, kannst du gern darauf verzichten oder den Gürtel durch Hosenträger ersetzen. Natürlich spielt hier wieder das Thema der Hochzeit eine gewisse Rolle. Im Schloss sollten die Hosenträger dann eher schlicht sein oder durch den klassischen Gürtel ersetzt werden. Und natürlich dienen die Hosenträger auch hier nur als Accessoire und nicht für den Halt. 😉
Schritt 5: Das richtige Hemd zum perfekten Hochzeitsanzug
Der Anzug ist also geschafft, fehlt ja nur noch schnell das Hemd. Also gingen wir zu den Stoffen der Hemden. Woher kommen denn jetzt all diese Muster und verschiedenen weißen Farben? Ich mag Mode sehr, aber mit Farben und den verschiedenen Variationen und Bezeichnungen hatte ich noch nie viel am Hut. Ich trage sie einfach nur gern. Gut, dann muss ich mir halt jetzt einmal Gedanken machen und mich damit beschäftigen. Ach ja und wieder eine Entscheidung treffen. 😀 Dabei zeigte sich einmal mehr, wie gut es ist, einen Fachberater zu haben. Denn wichtigster Tipp von Herrn Meyer dazu: Das Hemd sowie der Anzug sollten nie heller als das Brautkleid werden. Patricia war ja dabei und konnte aussortieren. Am besten ist es jedoch, wenn man einen Stoffprobe vom Kleid dabei hat.
Somit ergab sich eine kleinere Auswahl und ich entschied mich für 2 (!) Hemden (jaja, wird Patricia jetzt sagen, du alter Kleckerfritze! :P) ohne großes Muster. Denn mein Eyecatcher sollen nicht Muster des Hemdes oder die Knöpfe sein, sondern die Fliege und die Manschettenknöpfe. Fliege war ein gutes Stichwort für Herrn Meyer, der mir sofort gefühlte hundert verschiedene Varianten von Kragen (Kent- bis Button-Down-Kragen) präsentierte, da die Kragenform von der Wahl Fliege oder Krawatte abhängt. Also macht euch vorher Gedanken, ob ihr Fliege oder Krawatte tragen wollt. Zusätzlich konnte ich noch einen innerlichen Sieg verbuchen, als es um die Knopfleiste des Hemdes ging.
Bei einer Krawatte ist die Knopfleiste des Hemdes nämlich von dieser bedeckt somit ergibt sich die Frage nicht, ob man am Hemd die Knöpfe sehen muss oder nicht. Doch bei einer Fliege sind die Knöpfe des Hemdes ja nicht bedeckt, daher gab es früher eine weitere Stoffschicht über dem Abschnitt der Knopfleiste, der die Knöpfe versteckte. Warum sage ich “früher”? Das ist nämlich heutzutage nicht mehr stylisch, denn die Knöpfe können ebenfalls als echter Eyecatcher fungieren. Daher riet mir der Experte, Herr Meyer, sichtbare Hemdknöpfen zu wählen. Da ein Freund mir sagte, dass man Knöpfe ja wohl bei einer Fliege nicht sehen darf, als ich bei seiner Hochzeit meine Hemdknöpfe öffentlich zur Fliege präsentierte, würde ich mal sagen 1:0 für mich, wenn es um stylisch gegen altmodisch geht! B-) Insidertipp: Zum Smoking trägt man übrigens immer noch ein Hemd mit verdeckter Knopfleiste. 😉
Außerdem entschied ich mich für ein Manschettenhemd, da die Manschettenknöpfe, wie schon gesagt, eines meiner Highlights werden sollen. Und außerdem liebe ich es, die Manschette umzuschlagen und z.B. mit coolen Uhrenmanschettenknöpfen (ja, so etwas habe ich :-)) zu bestücken. Also: Warum das Hemd mit angenähtem Knopf wählen?
Schritt 6: Maßnehmen
Endlich geschafft. Nach circa 2 Stunden waren wir nun so weit und konnten in der Kabine maßnehmen. Herr Meyer fing bei der Köpergröße an, fuhr mit der Oberweite fort, bis er das Messprozedere mit der Unterweite und Gesäßweite beendete. Und da kam mir natürlich eine wichtige Frage als Sportfreak in den Sinn. Was ist, wenn sich die genommenen Maße verändern? Bei Verringern der Maße absolut kein Problem, doch ein Annähen von zusätzlichen Stoffteilen wird natürlich schwierig. 😀 Also solltet ihr euch in den folgenden Wochen bis zur Hochzeit nicht in einer Muskelaufbauphase befinden oder auf 1 oder 2 Steaks verzichten. 😉 So ein Hochzeitsanzug ist also super zum Gewichthalten.
Jetzt heißt es für mich also nur noch ein paar Wochen warten, bis Herr Meyer mir die freudige Nachricht sendet, dass mein Anzug auf mich in der Berliner Dolzer Filiale wartet und ich das erste Mal hineinschlüpfen kann. Die Spannung steigt und du wirst nach der Hochzeit natürlich erfahren, wie das abgelaufen ist und wie es sich am Hochzeitstag angefühlt hat, meinen perfekten Hochzeitsanzug zu tragen!
Hier noch einmal die Checkliste mit Details, die ihr vor dem Termin mit der Maßanfertigung wissen solltet:
1. Genug Vorlauf zwischen Hochzeitstag und Maßanfertigungstermin lassen. 2-3 Monate sollten optimal sein. Genug Zeit zum Schneidern und ihr müsst nicht zu lange versuchen euer Gewicht zu halten. 😉
2. Wen nehme ich zu solch einem Termin mit? Leute, deren Meinung oder Stil du schätzt und denen du vertraust.
3. Gibt es ein Thema der Hochzeit? Rock oder Bohostyle (ja, ich weiß mittlerweile, was Boho bedeutet! ;-))?
4. Wie sieht die Location aus? Bauernhof oder Schloss?
5. Zu welcher Jahreszeit ist die Hochzeit? In wärmeren Jahreszeiten hellere Töne, wenn es kälter wird, ruhig dunkler!
6. Was oder welche Accessoires sollen der Eyecatcher eures Outfits sein?
7. Welche Accessoires wollt ihr tragen? Bringt diese am besten mit, sofern ihr diese schon habt! Ansonsten könnt ihr sie natürlich wie ich danach auf den Anzug abstimmen.
8. Fliege oder Krawatte?
*Dieser Artikel entstand in Kooperation mit Dolzer. Dolzer stellt mir den Anzug freundlicherweise zur Verfügung, bezahlt mich aber nicht für meine Meinung. 😉 Alles, was ich hier schreibe, entspricht der vollen Wahrheit.