Patricia: Es ist der erste Advent 2016 und ich liege morgens entspannt im Bett, während Stefan mit Susi draußen ist. Hinter mir liegt eine recht entspannte Woche, deren Highlight unser kleiner Trip an die Ostsee war. Ich hänge meinen Gedanken nach und plötzlich ist da so etwas wie eine Eingebung – ein Gedankenblitz. Ich öffne meine Menstruationskalender-App und realisiere zum ersten Mal, dass ich 16 Tage überfällig bin. Halt, Stopp. Kann es etwa sein, dass…? Aber das kann doch gar nicht sein!
Vor wenigen Wochen erst hatten wir beschlossen, mit der Nachwuchsplanung noch ein Jährchen zu warten. Bis sich Stefans Selbständigkeit etabliert hat, bis wir finanziell auf sicheren Füßen stehen, bis – nunja, bis der perfekte Zeitpunkt da ist. “Es gibt keinen perfekten Zeitpunkt.”, hörte ich mehrmals. Ja ja, natürlich nicht. Doch innerlich war da monatelang dieser Zwiespalt in mir. Der Wunsch schwanger zu werden gegen die Existenzängste. Und irgendwann haben die Existenzängste gewonnen. Oder etwa doch nicht?
Stefan: “Wie kommt sie nur darauf?”, denke ich noch immer. Wir sitzen beim Essen mit Patricias Mutter und unterhalten uns über was auch immer und irgendwie geht es um Patricias Wohlbefinden. Plötzlich posaunt ihre Mutter heraus: “Vielleicht bist du ja schwanger!” Natürlich eher lustig gemeint, doch dieser Gedanke geht mir nicht aus dem Kopf. Wie Patricia mich anschaute, als ihre Mutter das sagte. Ich denke, wir hatten beide das Gefühl, dass es stimmen könnte. Und mit diesem Gedanken starten wir beide in den Sonntag, der erste Advent.
Ich mache mich gegen Mittag zu einem Laufevent auf und danach soll es mit einem Freund weiter zum Eishockeyspiel der Eisbären Berlin gehen. Zum Glück ein wenig Ablenkung bevor Patricia aus dem Kino kommt und wir den Schwangerschaftstest machen können. So aufgeregt war ich schon seit sehr langer Zeit nicht mehr.
Patricia: Wenige Stunden später mache ich mich auf den Weg ins Kino. “Bridget Jones Baby” steht auf dem Plan. Will mich hier jemand verarschen? Seit Stunden bin ich aufgeregt und kann an nichts anderes mehr denken. Die Existenzängste sind wie weggeblasen und nun habe ich mehr Angst davor, nicht schwanger zu sein als schwanger zu sein. Vor dem Kino kaufe ich mir am Bahnhof Zoo den ersten Schwangerschaftstest meines Lebens. Den Film kann ich erstaunlicherweise trotzdem genießen. Kaum dass ich das Kino verlasse, schreibe ich Stefan: “Ich habe einen Schwangerschaftstest und bin auf dem Weg nach Hause.”
Stefan: Zu Hause angekommen, schreibt mir Patricia, dass sie sich jetzt mit dem Test in der Tasche auf den Weg nach Hause macht. “Oh mein Gott!”, denke ich. Wir schauen uns dreimal die Beschreibung des Testverfahrens an und wollen nichts falsch machen. Bis zu 5 Minuten kann es dauern, bis man Gewissheit hat. Sind die Hersteller verrückt? Die wissen wohl nicht, wie lange sich 5 Minuten anfühlen können. Und dann geht es los. Innerhalb von nicht einmal 5 Sekunden sind zwei Streifen zu sehen. Die Schwangerschaft springt uns so richtig ins Gesicht :-D.
Im ersten Moment bin ich total mit der Situation überfordert. Wir wollten doch noch warten und haben die Nachwuchsplanung auf nächstes Jahr verschoben! Und jetzt? “Nichts und jetzt!”, denke ich sofort, denn ich merke, wie die Freude in mir aufsteigt. Ich werde Vater, bald wird es jemanden geben, der zu mir “Papa” sagt. Ich könnte echt heulen.
Patricia: Zwei Streifen. Innerhalb von Sekunden. Eindeutiger geht es nicht. Es ist tatsächlich Realität. Ich bin schwanger. Wir bekommen ein Baby. Laut Internet Ende Juli. Es ist der pure Wahnsinn. Ab diesem Moment ändert sich irgendwie alles und nichts. Draußen geht alles ganz normal weiter, während unser Leben sich ändert. Unsere Pläne, unsere Prioritäten und Wünsche. Es ist ein Gefühl, das man nur schwer beschreiben kann. Freude und Aufregung wechseln sich ab. Ich werde Mama. Ich werde tatsächlich eine Mama. Und es dauert noch mindestens 6 Wochen bis wir allen vom Mini-Kaiser oder von der Mini-Kaiserin erzählen können…