Ich komme aus einer Kleinstadt. Eigentlich sogar aus zweien. Also kenne ich mich mit Kleinstädten ganz gut aus, würde ich sagen. Sie sind ruhig und beschaulich, meistens sogar zu ruhig und zu beschaulich für meinen Geschmack. Also habe ich mir Phuket Town als niedliche, architektonisch herrliche Kleinstadt vorgestellt und mich sehr darauf gefreut. Doch in Thailand läuft das mit den Kleinstädten irgendwie etwas anders. Doch fangen wir mal von vorn an.
Morgens um dreiviertel 5 (übersetzt: Viertel vor 5) wurden wir in Surat Thani aus dem Nachtzug geschmissen. Eine wunderbare Zeit, um umzusteigen. Doch da unsere biologische Uhr eh nicht mehr wusste, wo hinten und vorne war, machte das den Kohl auch nicht mehr fett. Am kleinen Bahnhof von Surat Thani wurden wir von hektischen Thais erwartet, die uns sogleich fragten, wohin wir wollten und uns in einem Eiltempo zum Busbahnhof drängten. Doch die Hektik und die wartenden Busse nahmen wir als Zeichen, dass wir nicht wie erwartet mehrere Stunden auf den ersten Bus würden warten müssen. Im Internet hatten wir nämlich nur einen Bus um 7 Uhr gefunden. Doch leider erwies sich die Hoffnung als Trugschluss. Unser Bus ging wirklich erst um 7 und die Hektik wurde wegen Bussen in andere Regionen veranstaltet. Und so warteten wir zweieinhalb Stunden vor einem Imbiss. Immerhin hatten wir hier jedoch das erste Mal seit unserem Abflug wieder W-Lan, an einem Imbiss irgendwo im Nirgendwo. Stefan gönnte sich zu dieser absolut passenden Uhrzeit sein erstes Chang (ja, das ist tatsächlich Bier) und ich probierte, wie es sich in Thailand Candy Crush spielt. Doch leider hat man auch in Thailand nur 5 Leben und so verbrachte ich die restliche Zeit damit, die anderen Reisenden und den Straßenhund zu beobachten, der völlig relaxt zwischen den Reisenden und Bussen herumlag.
Das war glücklicherweise nicht unser Bus. Doch es sind tatsächlich Menschen damit nach Koh Samui gefahren.
Nach einer weiteren 5,5-stündigen Busfahrt kamen wir ziemlich erledigt in Phuket Town an. Am Busbahnhof blieb uns leider keine andere Möglichkeit, als ein völlig überteuertes Taxi, das eigentlich nur ein normales Auto war, zu nehmen. Wir hatten im Reiseführer schon von der Taxi-Mafia in Phuket Town gelesen. Aber was soll man machen? Wir fuhren durch das äußerst lebendige Phuket Town und ich fragte mich zum ersten Mal, ob ich im Reiseführer eine Null bei der 60.000 übersehen hatte. Der erste Eindruck war eher ernüchternd. Sehr viel Verkehr, sehr laut, sehr dreckig und sehr stinkend. Alles sehr. Das hatten wir uns doch irgendwie anders vorgestellt.
Unser Hotel in Phuket Town – Das Quip Bed & Breakfast
Der Lichtblick war unser Bed & Breakfast, das einzige, was wir, abgesehen vom Flug und Nachtzug, bereits in Deutschland gebucht hatten. Das Quip war sehr stylish eingerichtet, mit einem Oldtimer als Empfang und jeder Menge Retro-Mobiliar und Fotos mit (wahrscheinlich) thailändischen Stars und Sternchen im Quip. Für thailändische Verhältnisse ist es auch nicht ganz billig, aber bei Expedia haben wir es für die Hälfte des Preises, was knapp 35 Euro für eine Nacht ohne Frühstück waren, bekommen. Da wir bis zum Check-In noch eine Stunde Zeit hatten, ließen wir uns im Café in der kleinen Lobby fallen und bestellten etwas zu Essen. Ich kann dort den Lachs wärmstens weiterempfehlen. Der ist sooo gut. Sehr gut war außerdem das Zimmer, von dem ich vergessen habe, ein Bild zu machen, bevor wir alles verwüsteten.
Wenn ihr in Thailand einen Fruchtshake bestellt oder an der Straße kauft, sagt immer “Nooooo sugar.”
Anschließend gingen wir auf Erkundungstour durch Phuket Town. Den ersten Halt machten wir beim Frisör. Stefan war in Deutschland extra nicht mehr gegangen, um die asiatische Haarschneidekunst live und in Farbe auszuprobieren. Also steuerten wir den erstbesten Laden an und Stefan suchte sich seinen Starschnitt aus einem Heft voller Promigesichter aus. Er entschied sich dafür, Gerard Butler zu werden. Die Frisur, die dabei herauskam, war zwar nicht exakt die von Gerard Butler, aber konnte sich durchaus sehen lassen. Gut, über die Geltechnik kann man streiten, aber Stefan ignorierte den Mini-Iro einfach. Solch einen sauber ausrasierten Nacken hat er jedenfalls noch nie gehabt.
Stefan vorher
Ich fand im Frisör auch eine neue Freundin.
Stefan nachher
Der Verkehr in Phuket Town ist wirklich nicht ohne. Fußgängerwege suchte man vergeblich und wenn man sie doch mal fand, waren sie sehr schmal und meistens von Rollern oder Autos blockiert. Man musste sich schon sehr konzentrieren, wenn man nicht unter ein Auto gelangen wollte. Dazu kamen die Hitze, der Gestank und unsere Erschöpfung und so irrten wir durch Phuket Town auf der Suche nach dem schönen Städtchen mit der tollen, chinesischen Architektur, von der wir gehört hatten. Klar, vereinzelt gab es ein paar schöne, wenn auch ziemlich baufällige Häuser, aber wirklich nur vereinzelt. Bis heute sind wir uns nicht wirklich sicher, ob wir im richtigen Teil der Stadt waren. Doch die nette Dame aus der Travel Agency, bei der wir später unsere Fahrt nach Ko Lanta buchten, bestätigte uns, dass wir durch die Altstadt gegangen seien. Geschmäcker sind eben verschieden.
Nach unserer allerersten Kokosnuss (leider nicht unser Geschmack), einem leckeren Essen in einem Restaurant, dessen Namen ich vergessen habe zu notieren, das aber nichts Besonderes war, und der Buchung der Fähre für den nächsten Tag, machten wir uns auf den Rückweg zum Quip. Im Hotel schnappten wir uns unser Tablet und die Reiseführer und steuerten die Bar auf der Dachterrasse an, die wirklich toll war. Das erste richtige Highlight unseres Urlaubs mit leckeren Cocktails (einen bekamen wir als Hotelgäste sogar umsonst) und extrem leckeren Pancakes. Dort suchten wir uns eine Bungalowanlage für Ko Lanta und ließen den Tag über Phuket Town ausklingen.
FAZIT: Für eine Durchreise ist Phuket Town durchaus ganz interessant und das Quip kann ich wirklich empfehlen. Länger als einen Tag würde ich hier aber nicht bleiben.