10.06.2016 – 3. Tag Flitterwochen auf Sardinien – Dorgali – Patricia
So schön wir den Strand an der Costa Rei auch fanden – es musste für uns weitergehen. Also machten wir uns nach dem Frühstück wieder auf den Weg und fuhren gen Norden. Auch diesmal hatten wir wieder keine Unterkunft gebucht und wussten nur ungefähr, wohin es gehen sollte. Das Ungefähr war der Golfo di Orosei, der in unserem Reiseführer recht hübsch aussah. Dort wurde auch der Strand Cala Luna angepriesen. Wir sahen uns förmlich schon dort relaxen, ich (natürlich) mit Buch und Stefan wahrscheinlich wieder irgendwo auf Felsen kletternd wie in Villasimius. Doch es sollte anders kommen.
Der Ausblick von der SS125 war teilweise aber ganz nett 😉
Während wir so auf der SS125 herumfuhren, sah die Aufgabenteilung aus wie in den Tagen zuvor. Stefan versuchte, sich dem italienischen Fahrstil anzupassen und nicht zu viel zu fluchen, wenn ein Sarde ihm wieder einmal gefühlte 20 cm nah aufs Auto fuhr und ich suchte mit meinem Handy nach Unterkünften. Doch das war nicht die schlaueste Idee aller Zeiten. Denn was ich nicht bedacht hatte, war, dass die SS125 für ihre “teilweise haarsträubenden Serpentinen” bekannt ist. Während ich also so schön auf mein Smartphone guckt, fuhren wir immer höher, die Straßen wurden immer schmaler und kurviger und die Abhänge immer angsterregender. Tja und mir wurde immer schlechter. Eine hübsche Unterkunft hatte ich zwar mittlerweile gefunden, doch die Verbindung aus dem Aufs-Smartphone-Starren und den Serpentinen hatte nicht sonderlich zu meinem Wohlergehen beigetragen. Umso froher war ich, als wir endlich in Dorgali ankamen – dem Ort, in dem sich unsere nächste Unterkunft befand.
Unser B&B in Dorgali – B&B Sa Madalena
Ich hatte das B&B Sa Madalena in Dorgali bei Airbnb gefunden, aber nicht dort gebucht. Wir wollten wieder spontan vorbeifahren und es uns vor Ort anschauen. Doch die Adresse war gar nicht so leicht zu finden. Dorgali stellte sich als ziemlich verwinkelter kleiner Ort in den Bergen Sardiniens heraus. Wir fuhren mit unserem Auto also zig mal durch die Gassen bis wir endlich ein unscheinbares Wohnhaus entdeckten, das die richtige Nummer hatte. Wir klingelten und wurden wenige Minuten später von der überraschten Maria Antonietta durch das B&B geführt. Maria Antonietta konnte leider überhaupt kein Englisch sprechen und versuchte über die Spracheingabe des Google Translators mit uns zu kommunizieren. Irgendwie funktionierte das schließlich auch.
Die wunderhübsche Küche des B&B Sa Madalena darf man leider nur angucken und nicht benutzen – augenscheinlich hatte Maria Antonietta hier schlechte Erfahrungen gemacht. Ansonsten waren wir allein in dem B&B, das übrigens auch nur ein Badezimmer für alle (drei Schlafzimmer) hat. Nachdem wir uns kurz frischgemacht hatten, beschlossen wir, an den Strand zu fahren. Im Supermarkt vor Ort statteten wir uns mit ein paar Lebensmitteln aus (schließlich waren wir mittlerweile schlau genug zu wissen, dass wir während der Siesta eh nirgends etwas zu essen bekommen würden) und fuhren nach Cala Gonone. Denn als ich nach der Adresse des Cala Luna gegoogelt hatte, hatte sich herausgestellt, dass man dort nur mit dem Boot hinkommt oder wandert. Und auf Wanderungen hatte ich nach den Serpentinen des Vormittags nicht ganz so viel Lust.
Cala Gonone – Von Graffitis und Schaukeln
Nachdem wir ziemlich steil bergab gefahren waren und ich jedes Mal entsetzt war, in welchem Tempo die Sarden um die engen Kurven neben dem Abhang fahren, kamen wir in Cala Gonone an. Der Ort war ziemlich niedlich, doch der Strand – naja. Da waren wir natürlich etwas verwöhnt. Über die Farbe des Wassers konnten wir nicht meckern, doch anstatt des feinen Sandes gab es Kies und man schaute zum größten Teil auf eine Wand mit Graffitis. Doch wir ließen uns nicht irritieren (schließlich würden wir hier keine zwei Wochen verbringen müssen) und suchten uns einen ruhigen Platz am Rand, um zu picknicken und anschließend noch etwas zu faulenzen. Ins Wasser ging niemand von uns, denn die Steine dort sahen nicht ganz so nett aus.
Nach knapp zwei Stunden wurde dem kleinen Stefan langweilig und so suchten wir uns ein Café, um etwas italienischen Koffein zu uns zu nehmen. Und wir fanden ein Café – ein Café mit Schaukel! Und von dort aus war der Ausblick auch um einiges schöner. Von den Graffitis war nicht mehr viel zu sehen und es hatte sogar etwas Malerisches, wie ihr auf dem Bild sehen könnt. Es kommt eben immer nur auf die Perspektive an. 😉
Dorgali – Auf der verzweifelten Suche nach einem Restaurant
Wir fuhren zurück nach Dorgali, zogen uns um und beschlossen, das Zentrum zu erkunden und dort in einem Restaurant etwas zu essen. Auf dem Weg machten wir noch Outfitbilder von Stefan und von mir und ich verliebte mich in den bezaubernden Ort und blieb ständig stehen, um Fotos zu machen. Nebenbei sahen wir uns nach einem Restaurant um, das möglichst auch noch einen Fernseher vorweisen konnte, denn an diesem Abend startete die Fußball-EM mit dem Spiel Frankreich gegen Rumänien. Abgesehen von einer ziemlich versifft wirkenden Kneipe mit ein paar Tischen draußen fanden wir nichts, doch machten eine interessante Beobachtung. An uns fuhren unzählige Autos vorbei und alle (wirklich alle) fuhren in dieselbe Richtung.
Wie wunderschön ist bitte dieses rosa Haus?
Nachdem wir dieses Treiben einige Minuten lang beobachtet hatten, wurden wir doch neugierig. Unsere Vermutung: Irgendwo musste eine Art Public Viewing stattfinden. Ha! Also liefen wir zurück zu unserem B&B, schnappten uns unsere Auto und versuchten, irgendwie in die Richtung zu fahren, in die alle fuhren. Aufgrund der zahlreichen Gassen und Einbahnstraßen war das wieder recht schwierig, doch irgendwann fanden wir die anderen Autos und fuhren hinterher. Und dann gelangten wir am Ziel an. Wir beobachteten, wie alle in ein großes Gebäude strömten und gingen vorsichtig hinterher. Hatte sich hier eine Sekte versammelt? Es war schon ein wenig gruselig. Doch als wir einen Blick in das Gebäude warfen, sahen wir es – das Ziel von ganz Dorgali war ein Kinderturnturnier. Wir trauten unseren Augen nicht.
Sind wir hier in einem Horrorfilm?
Doch das war erst der Anfang der Skurrilitäten. Mittlerweile waren wir ziemlich hungrig und ich suchte bei Tripadvisor nach einem Restaurant. Ich fand eines, was in den höchsten Tönen gelobt wurde und wir machten uns auf den Weg. Dieser führte uns weg von Dorgali auf einen Schotterweg irgendwo im Nirgendwo. Man konnte ihn kaum befahren und uns kam auch kein einziges anderes Auto entgegen, geschweige denn ein Mensch. Hier sollte ein Restaurant sein? Langsam dämmerte es und dieses Dorgali kam uns immer suspekter vor. Google Maps schickte uns an einen Ort, an dem kein Haus stand, doch wir fanden ein Holzschild am Weg, auf dem das Restaurant ausgeschildert war. Doch als wir dort ankamen, war auch dort keine Menschenseele. Als Dekoration standen einige Totenköpfe herum (das ist kein Scherz) und ich gruselte mich ziemlich, als Stefan am Haus klingelte und eine unheimlich wirkende Frau mit ihm sprach. Es stellte sich heraus, dass man sich dort mittlerweile vorher anmelden musste, um zu essen.
Also fuhren wir immer noch hungrig den Weg zurück. Dass es mittlerweile dunkel war, machte es nicht unbedingt besser. Die Innenstadt von Dorgali war mittlerweile wie ausgestorben und wir landeten im Endeffekt in der versifft wirkenden Kneipe, da wir nichts anderes fanden. Hier hatten wir das wahrscheinlich schlechteste Essen der ganzen Flitterwochen – aber immerhin konnten wir das Spiel schauen und irgendwas in unseren Magen bekommen. Dennoch – Dorgali bleibt uns in gruseliger Erinnerung. Denn als wir abends ins B&B zurückkehrten, hörten wir ständig Geräusche über uns. Erst am nächsten Tag stellte sich heraus, dass diese von Maria Antonietta kamen. Es konnte ja keiner ahnen, dass diese über dem B&B wohnte und nicht, wie wir angenommen hatten, im Vorderhaus.
FAZIT
Ihr ahnt es sicher schon. Nach Dorgali und auch Cala Gonone würden wir nicht unbedingt nochmal zurückkehren. Dennoch möchte ich dieses Horrorfilm-Erlebnis nicht missen, denn lustig ist es schon irgendwie. 😉