Als ich mich selbständig gemacht habe, hörte ich ständig Sätze wie “Jaja, selbst und stetig, nicht?” und bekam ein bisschen das Gruseln. Sollte die Selbständigkeit bedeuten, dass ich gefühlt 24 Stunden am Tag arbeiten muss? Auch in einem Onlineseminar vor zwei Jahren sagte der Fotograf, der das Onlineseminar hielt: “Leute, wenn ihr wirklich erfolgreich sein wollt, dann vergesst in den ersten 2-3 Jahren Freunde, Familie, Weggehen und ein Privatleben an sich.” Das sollte es also sein, so ein Leben in der Selbständigkeit? Ernsthaft?
Im Mai bin ich 5 Jahre selbständig. In den ersten 2,5 Jahren war es finanziell hart und ich musste auf einiges verzichten. Doch ich habe nie meine Freunde und meine Familie vergessen, bin trotzdem ausgegangen und hab mir auch mal einen freien Tag gegönnt. Natürlich gab es Phasen, in denen ich so von Arbeit zugeschüttet war, dass mein Privatleben zurückstecken musste. Aber dennoch habe ich nie meine Arbeit vor mein Privatleben gestellt. Doch genau deshalb hatte ich lange ein schlechtes Gewissen.
Denn man bekommt heutzutage immer wieder suggeriert, dass man, wenn man wirklich erfolgreich sein will, Vollgas geben muss. Doch irgendwann war mir klar, dass mir andere Dinge in meinem Leben einfach wichtiger sind als der Erfolg. Ich bin nicht die größte Bloggerin Deutschlands? Das ist mir völlig schnuppe, solange mir das Bloggen Spaß macht und ich dadurch Einnahmen generiere. Ich bin nicht die erfolgreichste Fotografin Deutschlands? Na und? Hauptsache ich habe glückliche Kunden und bin selbst mit mir zufrieden.
Ich bin sehr viel entspannter geworden. Klar, es muss Geld reinkommen und Rechnungen (und eine ganze Hochzeit) müssen bezahlt werden. Doch nur weil ich mal einen Tag freinehme, ist die Hochzeit nicht gefährdet. Und dafür arbeite ich auch fast jedes Wochenende, drehe und schneide YouTube-Videos, was zwar Spaß macht, aber trotzdem Arbeit ist.
Und deshalb nahm ich mir letzte Woche fast einen ganzen Tag frei und besuchte meine Freundin Ela in Potsdam. Wir gingen mit den Hunden spazieren und essen. Und ich hatte nicht das kleinste schlechte Gewissen. Denn hey, Outfitfotos kamen dabei auch gleich noch raus. Die waren ja eh mal wieder überfällig.
Und dann bekam ich vorhin über Snapchat (ich heiße dort einfach cheaperia) von Jenny die Frage, was ich morgen vorhätte. Sie suche jemanden, der sie morgen nach Brandenburg begleite, um ein Spa zu testen. Eigentlich stand eine Menge auf meiner To-Do-Liste. Und da war es auch kurzzeitig wieder, das schlechte Gewissen. “Du kannst doch nicht… Du musst doch…” Aber sollte man sich solch eine Chance entgehen lassen, wenn die Aufgaben für morgen auch am Freitag erledigt werden können? Nein, sollte man nicht! Dafür ist das Leben verdammt nochmal zu kurz! Also blieb nur ein schlechtes Gewissen, als ich meiner Freundin Ulli für morgen Abend absagte. Doch gegenüber Menschen ist das ok, nur gegenüber der Arbeit braucht man es nicht haben.
Der Look
Jeans: H&M –> Alternative
Jeanshemd: Forever 21 –> Alternative
Cardigan: Just Fab –> Alternative
Ohrringe: H&M
Schuhe: Schuhtempel24 –> Alternative