Die meisten von euch werden sicherlich bereits mitbekommen haben, dass wir Marlenas Geburt fotografisch begleiten lassen haben. Geburtsfotografie ist ein Thema, das wirklich spaltet. Viele können sich absolut nicht vorstellen, sich in solch einem intimen Moment fotografieren zu lassen und das kann ich auch absolut verstehen. Dennoch gibt es genauso viele, die sich dafür interessieren und es wird in Deutschland immer populärer, die Geburt fotografisch begleiten zu lassen. Deshalb wollen wir heute über unsere Erfahrungen berichten, Fragen, die ihr mir zu dem Thema bei Instagram gestellt habt, beantworten, und euch ein paar ausgewählte Bilder von Marlenas Geburt zeigen. Wir haben eine Weile überlegt, ob und welche Bilder wir euch davon zeigen, da es ja wirklich sehr intime Bilder sind. Doch ihr habt uns schon so oft viel dafür zurückgegeben, dass wir euch unser Vertrauen geschenkt haben und wir wollen auch unbedingt zeigen, wie schön Geburtsfotografie sein kann. Denn diese Bilder sind die schönsten Bilder, die wir haben. Noch schöner als unsere Hochzeitsbilder.
Wie kam es dazu, dass wir Marlenas Geburt fotografisch begleiten ließen?
Als Fotografin bin ich per se dem Fotografieren gegenüber natürlich nicht abgeneigt. 😉 Ich hatte mir auch schon lange, bevor ich schwanger wurde, Geburtsreportagen angesehen und immer als sehr schön empfunden. Wir haben dann auch während der Schwangerschaft kurz darüber nachgedacht, aber es einerseits aus finanziellen Gründen und aus dem Grund, dass ich keinen bestimmten Kollegen auf dem Schirm hatte, wieder verworfen. “Brauchen wir nicht unbedingt”, war unser Gedanke. Dann waren wir wenige Wochen vor der Geburt auf dem Event von Stokke, auf dem ich kurz mit Camilla vom Mummy Mag plauderte. Sie schwärmte von Geburtsfotografie und legte sie uns sehr ans Herz. Doch wo sollten wir nun auf die Schnelle noch einen Fotografen herbekommen? Doch ihr wisst ja, wenn es sein soll, soll es sein.
Auf Instagram postete ich kurz darauf etwas zum Thema Hypnobirthing und meine Kollegin Patricia Haas alias Patti, die ich bisher nur flüchtig von einem Workshop kannte, fragte mich, ob wir zu dem Thema mal telefonieren wollen, da sie sehr gute Erfahrungen damit gemacht hatte. Also taten wir das und kamen irgendwann rein zufällig auf das Thema Geburtsfotografie zu sprechen. Patti erzählte mir, dass sie ja unheimlich gern mal eine Geburt fotografisch begleiten würde und dass es bereits zwei Male nicht geklappt hatte, da sie nicht rechtzeitig vor Ort sein konnte. Ich saß kurz wie erstarrt am Telefon, bzw. lag wie ein Walross mit meinem Riesenbauch auf dem Sofa. Ich wusste sofort: “Das ist unsere Chance. Für beide Seiten.” Patti war sofort begeistert. Auch Stefan musste ich nicht überzeugen. Er kannte Patti zwar noch weniger als ich, aber er kannte sie. Patti hat nämlich unsere alten Küchenstühle ergattert, die leider nicht mehr in unsere neue Wohnung gepasst haben. Wir beschlossen also, wenn Patti bei Einsatz der Wehen in Berlin ist, begleitet sie Marlenas Geburt. Denn bei so einer spontanen fotografischen Begleitung der Geburt besteht immer das Risiko, dass es nicht klappt. Am eigentlichen Geburtstermin von Marlena war Patti nämlich zum Beispiel in Tel Aviv. Doch wir gingen ganz entspannt an die Sache, ganz nach dem Motto “Wenn es sein soll, soll es sein”. Und es sollte so sein.
Wie haben wir uns auf die fotografische Begleitung der Geburt vorbereitet und darf man im Krankenhaus eine Geburt fotografisch begleiten lassen?
Eigentlich gar nicht weiter. Ich habe häufiger mit Patti geschrieben, sie auf dem Laufenden gehalten. Im Krankenhaus haben wir vorher auch nicht Bescheid gesagt, sondern sind das Risiko eingegangen. Ich hatte zu viel Angst, dass sie Nein sagen, wenn wir vorher fragen. Glücklicherweise hatten wir ja die beste Hebamme überhaupt. Luisa hatte überhaupt nichts dagegen, dass wir die Geburt fotografisch begleiten lassen und ich habe ihr die Bilder im Nachhinein auch geschickt. Sie war absolut begeistert und meinte, sie hätte noch nie so schöne Bilder von einer Geburt gesehen. Ich denke aber, dass es bei einigen Krankenhäusern Probleme geben könnte und es ist besser, wenn man vorher fragt. Meistens werden von Geburtsfotografen Hausgeburten begleitet und ich denke, in Geburtshäusern sollten die Hebammen meistens auch offen dafür sein.
Wann haben wir Patti Bescheid gesagt?
Ungefähr 10 Minuten, nachdem meine Fruchtblase gesprungen ist. Da sie knapp eine Stunde Anfahrt von Berlin aus hatte, hat sie sich auch sofort in die Bahn gesetzt. Ihr war es auch sehr wichtig, dass sie so früh wie möglich dabei ist.
Wie war es, während der Geburt fotografiert zu werden?
Eine der häufigsten Fragen ist natürlich die danach, wie es ist, in solch einer intimen Situation fotografiert zu werden. Und das habe ich mich natürlich vorher auch gefragt. Ich hatte ein wenig Angst, wie es sein würde, wenn ich mich gestört fühlen würde. Doch tatsächlich war es so, dass Patti rein gar nicht gestört hat. Sie hat genauso wie Luisa und natürlich Stefan zum Geburtsteam dazugehört und sie wird dadurch immer mit uns verbunden sein. Sie war eine Bereicherung für die Geburt. Außerdem hat sie selbst schon zwei Kinder geboren und konnte sich deshalb gut in mich hineinversetzen. Ob ich sie bemerkt habe? Ja, klar. Denn sie hat mir Wasser gereicht, mir Mut zugesprochen und sogar in der Pressphase mein Bein gehalten. Ob es komisch war, dass es eine fast Fremde war, die das getan hat? Nein. Hebamme Luisa kannte ich ja auch kaum. Trotzdem haben mich weder Luisa noch Patti eine Sekunde lang gestört. Ich war sowieso ganz bei mir, hatte mindestens 80% der Zeit die Augen zu und habe alles um mich herum irgendwie verschwommen wahrgenommen. Einfach, weil ich auf die Geburt fokussiert war. Und im Kreißsaal herrschte eine entspannte, ganz besondere Stimmung. Weil jeder seine Aufgabe hatte und Marlena und mich bestmöglich unterstützt hat.
Und dann stellt sich natürlich noch die Frage, ob es gestört hat, dass Patti Fotos gemacht hat. Ganz ehrlich? Ich habe das kaum gemerkt. Ich hab sie glaub ich zweimal mit ihrer Kamera gesehen. Nachdem wir die Bilder angesehen haben, haben wir uns gefragt, wann in Gottes Namen Patti all diese Fotos gemacht hat. Ein guter dokumentarischer Fotograf hält sich beim Fotografieren so sehr im Hintergrund, dass man sich unbeobachtet fühlt. So entstehen authentische Bilder. Ach und ich habe übrigens nicht eine Sekunde lang darüber nachgedacht, was Patti da alles von mir gesehen hat. 😉
Wie war es für Stefan, dass noch eine Fotografin vor Ort war?
Fragen wir ihn doch einfach. 😉
Stefan: Was soll ich sagen? Man mag es nicht glauben, aber wenn es um das Teilen intimer oder emotionaler Momente geht, bin meist ich immer derjenige, der eher verhalten ist und diese lieber zu zweit genießt. So war es am Anfang auch bei der Idee, eine Fotografin bei der Geburt dabei zu haben.
Am Anfang als Patti kam, war es doch schon sehr ungewohnt. Denn plötzlich waren wir in dieser Situation zu dritt, einer Situation, die ich vorher noch nicht kannte. Es sollte ja unser erstes Kind sein 😀 . Irgendwie fühlte ich mich schon ein wenig unwohl am Anfang! Doch das legte sich ganz schnell. Denn Patti wurde schon nach kurzer Zeit zu einer weiteren Helferin, die während der gesamten Geburt irgendwie immer am richtigen Platz war und die Hebamme sowie Patricia unterstützt hat, bis Marlena endlich auf der Welt war. Man hat richtig gemerkt, dass es auch für sie, die das ja als zweifache Mutter am eigenen Leibe schon erlebt hat, auch ein ganz toller Moment war. Und wann hat sie bitte die Fotos gemacht 😀 ?
Und was ist so besonders an den Bildern?
Patricia: Ganz ehrlich? Das kann man kaum in Worte fassen. Diese Stunden fotografisch dokumentiert zu haben, ist einfach der Wahnsinn. Wenn man sie ansieht, kommt alles wieder hoch. Im positiven Sinne. Wir haben wirklich beide geheult, als wir die Bilder angesehen haben. Und da ist es (zumindest mir) auch völlig egal, ob ich kaputt, verschwitzt oder gar dick aussehe. All das sind Dinge, die (mir) während der Geburt, danach und auch auf den Geburtsfotos total egal waren und sind. Das, was zählt, sind die Emotionen, die festgehalten werden. So wie bei dem Bild hier unten, das ich, auch wenn ich verschwitzt bin, unfassbar schön finde. Weil es so viel ausdrückt.
Stefan: In solch emotionalen Momente bin ich meist überwältigt und kann fast gar nicht mit der Masse an Gefühlen, die auf mich einprasseln, umgehen. Ich werde dann nach außen immer ganz ruhig und in mir schreit alles und fährt Achterbahn. Danach muss ich erst einmal überlegen, was eigentlich alles passiert ist und muss alles Revue geschehen lassen. Und ganz ehrlich, meist habe ich die ersten Sachen schon sofort danach vergessen. Doch durch die Fotos sind diese Momente für immer festgehalten. Jede Emotion kommt da sofort wieder hoch, wenn ich nur ein Bild sehe. Und ganz ehrlich, wer kann seinem Kind später Fotos der eigenen Geburt zeigen und ihm oder ihr zeigen, wie glücklich man war, sie oder ihn das erste Mal in seinem Leben zu sehen? Was habe ich wieder geheult, als wir die Geburtsberichte geschrieben haben und die Fotos dabei wieder anschauen konnte. Es hat sich mehr als gelohnt!
Wie findet man einen Fotografen, der so etwas macht?
Ich denke, hierzu sollte man zuerst Google befragen. Es gibt Fotografen bzw. vor allem Fotografinnen, die das ganz offiziell anbieten. Wenn es niemanden in eurer Nähe gibt, dann fragt vielleicht mal Babyfotografinnen an. Oder Hochzeitsfotografinnen. Oft sind Fotografen auch untereinander vernetzt und man weiß, wer so etwas macht.
Wie viel kostet Geburtsfotografie und wie viele Stunden bucht man den Fotografen?
Ich kann euch keine genauen Preise sagen, mein gesunder Fotografenverstand und meine Recherche haben jedoch ergeben, dass die meisten Geburtsfotografen Pauschalen berechnen. Sie halten sich die Tage um euren Geburtstermin herum frei, können somit keine anderen Aufträge annehmen. Sind Tag und Nacht bereit, um eure Geburt fotografisch zu begleiten. Dann kann eine Geburt sehr lang dauern oder auch kurz sein. Die Anfahrt und Bildbearbeitung kommen ja auch noch hinzu. Ich würde mit 1000 bis 1500 Euro rechnen. Eine Menge Geld, ich weiß. Aber anders rechnet es sich für den Fotografen leider absolut nicht. Doch ich weiß jetzt schon, dass ich dieses Geld bei der Geburt eines zweiten Kindes in die Hand nehmen würde. Weil sich jeder einzelne Cent lohnt.
Würdest du auch selbst eine Geburt fotografisch begleiten wollen und wenn ja, wie oft würdest du dich vorher mit der Mutter treffen?
Oh ja. Ich wusste schon vor Marlenas Geburt, dass ich eines Tages einmal eine Geburt fotografisch begleiten möchte. Doch nun ist der Wunsch noch größer. Ich habe tatsächlich auch schon zwei Anfragen bekommen. Doch jetzt, da ich noch stille, passt es noch nicht. Ich bin mir aber sicher, dass sich irgendwann die Gelegenheit ergeben wird. Ich möchte unbedingt auch Eltern so glücklich machen, wie Patti es geschafft hat, uns glücklich zu machen. Und wie oft ich mich vorher mit der Mutter treffen würde? Ich sag mal, mindestens ein Mal. Wichtig wäre mir, dass die Chemie wirklich stimmt. Nicht nur zwischen der Mutter und mir, sondern zwischen den Eltern und mir. Das ist mir auch unheimlich wichtig bei Hochzeitspaaren, die ich begleiten soll. Wenn die Mutter das Bedürfnis hat, sich nochmal zu treffen, dann steht dem nichts entgegen. Man könnte es zum Beispiel auch gut mit einem Babybauchshooting verbinden. Geburtsfotografie ist nicht einfach nur ein Job. Das ist wirklich etwas ganz Besonderes.