Ein Monat ist seit Marlenas Geburt vergangen, doch dieser Monat kam uns so so viel länger vor. Es ist nicht viel passiert, aber dann doch wieder ganz viel. Verrückt, oder? Über unsere erste Woche mit Marlena haben wir euch ja bereits ausführlich berichtet, nun möchten wir noch erzählen, wie es den restlichen Monat weiterging.
1000 Fragen – 1000 Entscheidungen
Patricia: Ich hab ja beim letzten Mal schon darüber geschrieben, dass ich mich nach der Geburt plötzlich mit unzähligen Fragen und Entscheidungen konfrontiert sah. Und ihr werdet es schon ahnen: Der Spaß ging weiter. Und ich befürchte, dass wird auch immer so weitergehen. Manchmal sind es nur Kleinigkeiten, die aber trotzdem entschieden werden müssen. Beispiele gefällig?
1. Frage: Ist es ok, beim Stillen auch mal die Lieblingsserie zu gucken? Unsere Entscheidung: Ja. Aber wir schauen mit Kopfhörern, weil die Geräusche wohl zu viel sind und Marlena augenscheinlich recht sensibel. Wir haben uns zunächst gegen Funkkopfhörer entschieden und uns einfach erstmal ein Verlängerungskabel und einen Verteiler gekauft. So können wir beide unsere ganz normalen Kopfhörer verwenden.
2. Frage: Was ist eigentlich mit dem WLAN und den Handystrahlen? Unsere Entscheidung: Puh, schwieriges Thema. Ich hab mich eine Weile belesen und bin zu dem Schluss gekommen, dass wir sie davor schlecht schützen können, weil sie allein durch die Strahlen der Nachbar-WLANs ständig dem Ganzen ausgesetzt ist. Und ich müsste mich dann auch irgendwann zwischen Arbeit oder Baby entscheiden. Da sie immerzu bei mir sein will und ich aber auch mal ein paar Dinge am Handy und Laptop erledigen muss, lassen sich die Strahlen nicht vermeiden.
Ist das noch normal? Und was ist eigentlich normal?
Patricia: Es gibt so viele unterschiedliche Meinungen dazu, wie Kinder zu sein haben. Was “normal” ist. Mir wurde vor der Geburt zum Beispiel mehrfach gesagt, dass entspannte Eltern auch entspannte Kinder haben. Diese Theorie zweifle ich mittlerweile doch stark an. Denn das würde heißen, dass wir nicht sonderlich entspannt sind. Und auch wenn ich es natürlich nicht objektiv beurteilen kann, haben wir doch schon oft gesagt bekommen, dass wir entspannt wirken.
Was wir jedoch beide sind: sensibel. Sensibel gegenüber anderen Menschen, Eindrücken und Reizen. Sensibilität ist nichts Schlechtes, es ist einfach eine Eigenschaft mit Vor- und Nachteilen. Und ich denke, dass auch Marlena sensibel ist. Ich habe nicht vor, sie deshalb in Watte zu packen, denn das bringt ihr nichts. Aber wir achten zum Beispiel nach wie vor darauf, nicht zu viel Besuch auf einmal einzuladen und ihr einen Tag zwischendurch zum Verarbeiten zu geben. Mal ganz davon abgesehen, dass wir auch nicht die Zeit haben, jeden Tag Besuch zu empfangen.
Warum denke ich, dass Marlena sensibel ist? Sie weint viel, schreit oft geradezu hysterisch, auch beim Stillen. Sie braucht viel Körpernähe, würde am liebsten permanent trinken, getragen werden und im Kinderwagen mag sie momentan nicht liegen. Pucken, Nuckel – alles doof. Mama ist das, was sie will. Aber auch bei mir weint sie und muss dann herumgetragen werden. Manchmal hilft auch gar nichts richtig, um sie zu beruhigen. Ist das normal? Hierzu gibt es zwei Ansichten.
Einige, vor allem Eltern mit “pflegeleichten” Kindern, sagen, dass das nicht normal ist. Meine ukrainische Tante war total entsetzt darüber. Sie hätte solche Kinder noch nicht erlebt. Und sie hat zu Gott gebetet, dass der Arzt etwas findet. Andere wiederum sagen, dass es eben auch solche Kinder gibt. Artgerecht sagt dazu, dass das die Kinder sind, die in der Natur eher überleben würden, da sie auf sich aufmerksam machen. Und was denke ich darüber?
Dass es eben so ist. Ich möchte natürlich ausschließen, dass die Ursache medizinischer Natur ist und deshalb waren wir zum Beispiel auch bei einer Osteopathin. Aber wenn die Behandlung keinen Erfolg bringt, dann werde ich mich nicht verrückt machen und nach Ursachen suchen, bis ich verrückt werde, sondern mich Marlena anpassen. Natürlich vergesse ich mich dabei nicht selbst und wenn ich Marlena mal 10 Minuten weinen lassen muss, dann ist das eben so. Aber ich sterbe nicht dabei, sie viel zu tragen, ihr die Nähe zu geben, die sie braucht und eben mehr zu stillen als alle drei Stunden. Sie ist mein Kind und ich bin für sie da. Und ich versuche, mein Bestes zu geben. Aber glaubt nicht, dass nicht ich auch mal Momente habe, in denen ich verzweifle.
Stefan: Dieses Wort “Normal” oder der Ausspruch “Normal sein”, irgendwie hat mich das schon seit der Kindheit begleitet und seitdem genervt. Ich war nach Ansicht meiner Oma ein viel zu dünnes Kind, dass komischerweise, dann doch ganz “normal” viel aß oder bekam vom Arzt die Aussage, nicht so viel Sport machen zu können, wie andere normale Kinder. Daher versuche ich meine Tochter schon jetzt nicht mit anderen zu vergleichen. Wenn andere Eltern ein Baby haben, dass 9 Stunden nachts durchschläft oder im Kinderwagen ohne Murren stundenlang schläft, Glückwunsch! Bei uns ist das eben nicht so und ich mache mich da ehrlich gesagt gar nicht verrückt.
Natürlich frage ich mich schon, wenn sie mit leerer Windel, gut gefülltem Magen plötzlich anfängt zu schreien und sich dann richtig reinsteigert, bis der Kopf wie eine rote Ampel aussieht und daher gehen wir zur Osteopathin und probieren andere Sachen, damit man irgendwelche körperlichen Ursachen ausschließen kann. Denn was sollte man sonst tun, als alles zu probieren und darauf zu vertrauen, dass es irgendwann besser wird.
Trageberatung und erster Besuch beim Kinderarzt
Patricia: Neben dem Besuch gab es auch einige Termine für Marlena und uns. So haben wir beispielsweise einen Termin zur Trageberatung gemacht und das war wirklich Gold wert. Hierzu wird ein separater Artikel mit einem Interview unserer Trageberaterin folgen. Fragen werden gern noch entgegengenommen. Außerdem stand die U3 für Marlena an und wir mussten dafür zum ersten zum Kinderarzt. Klitschnass geschwitzt kamen wir dort wieder heraus, was nicht nur an den sommerlichen Temperaturen lag. Viel Personal und Patienten auf engem Raum – Stress pur. Und warum haben wir eigentlich so viel Zeug mitgeschleppt? Aber Marlena ist topfit und das ist das Wichtigste!
Stefan: Ich dachte schon auf dem Bahnhof wäre viel los, doch beim Kinderarzt angekommen, unterhielten sich gefühlte 100 Schwestern und 30 Ärzte miteinander oder schossen durch die Gänge. Dazu noch ein bisschen Babygeschrei (auch von Marlena) und das Stresslevel stieg auf 100 😀 . Zum Glück war die Untersuchung super und wir konnten mit einer 1 mit Sternchen für Marlena nach Hause gehen. Nur beim Ultraschall der Hüftuntersuchung machte sie Bewegungsprobleme, also sie bewegte sich beim Weinen zu viel und die Ärztin konnte ewig keine Aufnahme machen 😀 .
Der Wunsch, einen Rhythmus zu finden
Patricia: Momentan hab ich noch keinerlei wirklichen Rhythmus oder Tagesablauf für mich gefunden. Marlena trinkt wie sie lustig ist, also am liebsten immer und verbringe die meiste Zeit im Bett oder auf dem Sofa mit Marlena auf mir. Es gibt tatsächlich Schlimmeres, aber leider ist das kein Dauerzustand. Stefan schmeißt derzeit den kompletten Haushalt, geht dazu oft dreimal am Tag mit Susi raus und arbeitet “nebenher” noch. Ganz ehrlich? Ich wüsste nicht, was ich ohne ihn machen würde. Doch auf Dauer geht das so nicht. Deshalb wollen wir jetzt Möglichkeiten finden, wie ich wieder mehr im Haushalt machen kann und wir einen gewissen Rhythmus entwickeln. Es ist toll, dass wir beide von zu Hause aus arbeiten und und so gegenseitig unterstützen können. Aber zumindest einer (in diesem Fall Stefan), muss wenigstens zum Arbeiten kommen.
Stefan: Es gibt Zeiten, da geht man auf dem Zahnfleisch. Und gerade jetzt fühle ich mich so. Einfach einmal wieder mehr als 4 Stunden schlafen (ja ich weiß einige von euch würden jetzt sagen: “Das geht ja noch mit Baby.” 😀 ), mich auf wenige Sachen voll konzentrieren können, ich hätte nicht gedacht, wie sehr ich mir einmal so etwas wünschen werde. Aber ich bin mir sicher, in den nächsten Tagen und Wochen, haben wir das hinbekommen und jeder hat dann hier seine Aufgaben, auch Marlena 😛 .