Nach Schlingentrainingsübungen, Rezepten und Babyupdates beschäftige ich mich heute einmal mit dem Medium Video. Neben den privaten Videos von Marlena sind wir ja immer wieder dabei auch für euch Videos für den YouTube-Kanal abzudrehen. Und so ein Video zu drehen ist immer eine tolle Sache, doch meist auch sehr anstrengend, denn das Filmen ist und bleibt einfach die hohe Kunst. Nach einigen Videos haben wir uns doch schon ein gewisses Repertoire an Wissen selbst angeeignet, um das ganz gut (würde ich einmal sagen 😛 ) hinzubekommen. Doch leider stoßen auch wir immer wieder auf soooo viele Dinge, die uns immer noch an unseren Videos stören. Da haben wir einmal eine unscharfe Szene oder der Ton ist plötzlich leiser als 5 Sekunden davor und man versteht sehr schlecht, über was wir gerade erzählen.
Doch vor einigen Wochen sagte ich mir, jetzt ist Schluss damit, das muss doch besser gehen und holte uns den Experten für Videos hier in Potsdam und Umgebung, Christian, ins Haus, der uns alles übers Videodrehen erzählen sollte. Und da wir ja gerne alles mit euch teilen, wollen wir eurem “Videodrehdrang” nicht im Wege stehen und haben euch einmal alle wichtigen Tipps zu den größten Herausforderungen beim Drehen von eigenen Videos zusammengefasst.
Wo kommt denn jetzt dieser Experte für Videos her?
Christian hat auch überraschenderweise einen Nachnamen (wer hätte es gedacht? 😛 ) und dreht als Christian Morgenstern in Potsdam jegliche Filme und Videos, die man sich vorstellen kann. Mit mehr als 15-jähriger Erfahrung im Videobereich dreht er ganze Unternehmensfilme, Social Media Ads, Dokumentationen und hat schon für Alnatura, Mister Spex, e.on. und einige der größten Potsdamer Firmen gearbeitet. Außerdem betreut er viele Kulturprojekte, dreht Musikvideos für Bands und ist auch für Privatpersonen zur Stelle, um tolle Sachen wie z.B. Hochzeitsfilme (Christian ist auch Schuld an unserem Hochzeitsvideo) abzudrehen. Mit all seiner Erfahrung weiß er natürlich, worauf es bei Bild und Ton ankommt. Also schauen wir uns das doch mal an.
1. Das Storytelling – Was wollten wir denn eigentlich filmen?
Bevor ich überhaupt anfange zu drehen, muss ich mir immer ein gewisses Konzept überlegen. “Einfach drauflos filmen, funktioniert aus eigener Erfahrung nie”, sagt Christian dazu. Daher ist einer der wichtigsten Punkte: das Storytelling. Ich überlege mir vorher, was ich drehen möchte und befolge die “heilige” 5-Shot Regel:
- Wo sind wir (z.B. drinnen oder draußen)?
- Wann sind wir (Tag oder Nacht)?
- Wer ist da (wer und wie viele sind am Video beteiligt)?
- Was wird hier gemacht?
- Wie wird das gemacht?
Anhand dieser “Shots” versteht der Zuschauer, worum es geht und ist “drin” im Geschehen. Achtet zum Beispiel mal bei Filmen oder Serien auf Szenen, die Natur oder Städte zeigen. Wenn da zum Beispiel eine Aufnahme von Berlin bei Nacht gezeigt wird, dann wissen wir als Zuschauer: “Aha, wir sind in Berlin und es ist Nacht.” Im nächsten Schritt wird dann meist eine Szene mit einer Person gezeigt und so weiter. Bei Reportagen funktioniert das genauso. Bei YouTube-Videos müssen wir das natürlich nicht alles genauso machen, aber wenn man versucht, auch hier mal ein bisschen Storytelling zu betreiben, macht es Videos interessanter für die Zuschauer.
2. Schärfe – das Problem eines jeden Videografen
Gleich als zweites das meiner Meinung nach Nervigste am Videodrehen: die Schärfe. Wie ich mich jedes Mal ärgere, wenn ich sehe, dass eine Szene unscharf ist. Doch wie schaffe ich es, dass ich nicht mehr ungewollt aus dem Rahmen, in diesem Fall “Schärferahmen” falle? Christians Tipp dazu: Vorher durch den Sucher der Kamera schauen, während man die geplanten Bewegungen (bei den Videos zum Schlingentraining zum Beispiel die komplette Übung einmal durchführen, während Patricia dabei schaut, ob ich die ganze Zeit scharf zu sehen bin) einmal vorher macht und sozusagen übt. Dann weiß ich nachher beim Dreh genau, wie weit ich mich bewegen darf.
Was uns auch immer störte, war das Verwackeln, während wir uns mit der Kamera bewegten, um verschiedene Perspektiven zu zeigen. Da konnte ich im Nachhinein 10.000 Euro darauf wetten, dass dieser Teil unscharf war. Auch hier hat Christian Morgenstern gleich einen Anfängerfehler als Ursache ausgemacht. “Warum bewegt ihr denn die Kamera?”, fragt er. Denn bei einem Video bewegen sich ja schon die Protagonisten und wenn ich dann noch ständig die Kamera bewege, wird dem Zuschauer ja schlecht. Die Kamera ist und bleibt in erster Linie immer ein Bildmacher, ob das ein einzelnes Bild ist oder wie im Video mehrere hundert pro Minute.
Also wird ein Video immer aus einer festen Position gefilmt. Wenn ich unbedingt die Perspektive ändern möchte, dann drehe ich einfach mit einer zweiten Kamera, die woanders positioniert ist. Und wenn ich wirklich nicht ohne Kamerabewegung beim Filmen leben kann, dann bleibt es bei leichtem Senken der Kamera von maximal ca. 50 Zentimeter. Und ein Bewegen der Kamera hat immer einen Start-und einen Endpunkt. Ich drehe mich also nicht erst nach links, um dann mit der Kamera anschließend zurück nach rechts zu gehen.
3. Der Ton macht die Musik
Der Ton ist ein ebenso heikles Thema wie die Schärfe. Nicht selten sitze ich da und ärgere mich grün und blau, dass man wieder etwas nicht versteht. Doch da folgt auch schon das erste Lob von Christian, denn den Ton, wie zum Beispiel beim Video zum Rückbildungstraining, im Nachhinein extra aufzunehmen, ist die beste Möglichkeit, um einen ordentlichen Ton zu bekommen. Heißt also, sofern man den Videoinhalt nicht mit dem Ton verknüpfen muss (zum Beispiel in einem Interview oder einem unserer “Pärchenvideos” würde es ja schrecklich sein, den Ton im Nachhinein in das Video zu schneiden :-D), den Ton in einer stillen Ecke vor dem Computer oder so aufnehmen.
Ist es nicht möglich, den Ton im Nachhinein aufzunehmen, muss immer die goldene Regel für den Ton beachtet werden: Der Ton ist umso besser je näher das Mikro an der Schallquelle ist! Also in unserem Fall Mikro nah an meinem Schnabel beim Sabbeln halten :-D. Ein externes Mikrofon, dass ihr mit eurer Kamera verbinden könnt, ist die einzige logische Alternative, um einen halbwegs ordentlichen Ton hinzubekommen.
4. Die Technik – was benötige ich wirklich für ein YouTube Video?
Und was benötige ich denn jetzt an Technik, um für jede Videosituation gerüstet zu sein? Was ich an Christians Verständnis von Videotechnik super finde, ist, dass er immer nur den praktischen Zweck dabei sieht. Alles, was Christian an Technik empfiehlt, hat er selbst schon tausendmal benutzt und sich selbst zusammengesammelt.
- Das flexible Stativ für unterwegs: der GorillaPod (den könnt ihr überall anhängen oder aufstellen, da jedes einzelne Element verstellbar ist). Wir haben uns das jetzt zugelegt und lieben unseren kleinen Gorilla jetzt schon.
- Ein Richtmikrofon, das wirklich nur die gewollten Töne empfängt, oder wer gleich in die 1. Liga aufsteigen möchte, kann auch gleich zum Ansteckmikro greifen.
- Tageslichtlampen, die Räume ausleuchten, um zu jeder Zeit filmen zu können.
- Und für die ganz Ambitionierten: Einen Gimbal, ein Schwebestativ, das Bewegungen ausgleicht, und ihr somit auch mit euren zittrigen Hände wackelfreie Videos hinbekommt. Diesen bekommt ihr für das Smartphone und auch für kleine Kameras wie die GoPro.
Vielen Dank für die ganzen Tipps und den schönen Vormittag, Christian!