Herzlich willkommen bei dem Buch des Monats, auf das ich schon seit Jahren hinfiebere. Gleichzeitig bin ich jedoch dabei, jeden Satz, den ich bisher geschrieben habe, also einen, mindestens fünf Mal zu löschen, bevor ich ihn so stehen lasse. Denn dieses Buch des Monats ist nicht irgendeins. Es ist das Buch einer der wichtigsten Personen in meinem Leben. Das Buch meiner besten Freundin und Trauzeugin. Ich habe Ramona vor über sechs Jahren in einem Schauspielkurs kennengelernt, den ich einfach aus Spaß gemacht habe. Dieses schöne Mädchen hatte eine ganz besondere Ausstrahlung. Und auch wenn wir Teilnehmer uns in der Schauspielgruppe sonst nicht groß “nahe” gekommen sind, Ramona und ich haben aus dieser Begegnung das Tollste gewonnen, was man sich vorstellen kann. Jahrelang hab ich mir solch eine Freundin wie Ramona gewünscht, und dann stand sie plötzlich vor mir. Bereits nach einem Treffen war es, als würden wir uns unser ganzes Leben lang kennen. Und unsere Freundschaft ist so selbstverständlich, dass ich mir absolut nicht vorstellen kann, dass sie eines Tages an irgendetwas zerbrechen könnte. Wir haben in diesen sechs Jahren viel miteinander erlebt, noch viel mehr miteinander geschrieben und ich bin unglaublich dankbar, dass diese besondere Frau Teil meines Lebens ist. Sie hat auf unserer Hochzeit die schönste Rede gehalten, die ich mir hätte vorstellen können. Denn mit Worten kann sie umgehen.
Nun ist es endlich soweit. Ich durfte schon einiges von Ramona lesen, bevor Das pathologische Leiden der Bella Jolie gedruckt in meinen Händen lag. Ich wusste also, dass mich eigentlich nur Gutes erwarten kann. Dennoch war es etwas ganz Besonderes für mich, als es eintraf. Dieses Buch hat für mich einen ganz persönlichen Bezug und das nicht nur, weil Ramona es geschrieben hat. Auch, weil Ailish Trimble, die ebenfalls solch ein wunderbarer Mensch ist, diese tollen Illustrationen gezeichnet, genauso wie sie das Cover gestaltet hat. Ailish ist übrigens meine Englisch-Deutsch-Tandempartnerin. Und sie hat die Kakteen in Marlenas Zimmer gemalt. Auch, weil ich das Bild von Ramona machen durfte, das auf der Rückseite von Das pathologische Leiden der Bella Jolie abgebildet ist. Aber besonders weil viele Seiten von Bella J, wie Ramona das Buch zu nennen pflegt, in unserer Wohnung entstanden, während wir in den Flitterwochen waren. Und, wie ich am Dienstag bei der Buchpremiere erfahren habe, Ramona dort sogar die Idee zu der Novelle hatte. Doch nun habe ich schon 398 Wörter geschrieben und noch kein einziges direkt über Das pathologische Leiden der Bella Jolie.
Verfasser, Titel und Verlag
Ramona Raabe, Das pathologische Leiden der Bella Jolie, Dittrich Verlag
Wovon handelt Das pathologische Leiden der Bella Jolie?
Der Tod der jungen Frau Janina Ast sorgt für großes Aufsehen. Unter dem Namen Bella Jolie ist sie auf Instagreed bekannt, ihr Gesicht genauestens dokumentiert. Denn Janina Ast leidet unter einer bisher unbekannten Sucht. Sie ist selfie-süchtig. Sie hat das permanente Bedürfnis sich selbst zu fotografieren – ein Bedürfnis, das zwanghaft wird und ihr zwangsläufig die Möglichkeit nimmt, irgendetwas anderes zu tun. Doch welche Art von Mensch ist Janina Ast? Und woher kommt das Bedürfnis, sich gewissermaßen totzufotografieren?
Warum ist Das pathologische Leiden der Bella Jolie mein Buch des Monats?
Jetzt versuche ich mal so objektiv wie möglich zu sein, auch wenn das natürlich schwierig ist. Denn ich mag Bella J auch ohne die Verbindung zu Ramona. Wenn ich ein Adjektiv für diese Novelle finden müsste, dann würde ich ein Adjektiv verwenden, das ich sonst eigentlich gar nicht mag. Cool. Denn Das pathologische Leiden der Bella Jolie ist cool. Es ist am Puls der Zeit, es dreht sich um eine fiktive Krankheit und es ist gleichermaßen tiefgründig wie leichte Lektüre. Ich habe es, obwohl die Sprache teilweise so einige Wörter beinhaltete, mit denen sogar ich als Germanistik-Absolventin nichts anfangen konnte (Ramona, wo findest du diese Wörter bloß? :D), schnell weglesen können. Denn nichts ist anstrengender, als sich in einem Buch von Seite zu Seite zu quälen.
Ramona hat es irgendwie geschafft, mich zum Nachdenken anzuregen und gleichzeitig zu unterhalten. Und obwohl Das pathologische Leiden der Bella Jolie trotz Todesfalls absolut kein Krimi ist, ist er spannend. Man will wissen, wer dieses Mädchen ist, das tatsächlich an einer Selfie-Sucht gestorben ist. Man will wissen, wie die Menschen ihres Umfeldes über sie denken. Denn Janina Ast, alias Bella Jolie, selbst kommt eher weniger zu Wort. Gut, sie ist ja eh tot. Es sind die Menschen ihres Umfeldes. Ihre Eltern, ihr Freund, ihre Affäre, ihre beste Freundin und ihr Vermieter.
Und nun möchte ich gar nicht mehr so viel verraten, sondern euch Bella J selbst kennenlernen lassen. Ich hoffe, euch wird die Novelle genauso gut gefallen wie mir. Und als Besonderes Schmankerl gibt es hier noch einen kleinen Mitschnitt aus Ramonas Buchpremiere.
PS: Ich habe das Buch zwar verlinkt, jedoch würden Ramona und auch ich uns freuen, wenn ihr es im Buchladen eurer Wahl kauft. Ganz nach dem Motto: Support your local dealer. 🙂