18.06.2016 – 11. Tag Flitterwochen auf Sardinien – Bosa – Stefan
Nachdem wir drei Tage in Olbia verbracht und uns von der Weinprobe erholt hatten, sollte es heute nach Bosa gehen. Wir hatten schon einiges über Bosa gelesen und diese Stadt wird als einer der schönsten Orte Sardiniens betitelt. Wir waren also ziemlich gespannt. Fast zwei Stunden sollten wir unterwegs sein (für Sardinien schon eine halbe Weltreise 😀 ) und das sollte bedeuten, dass wir nach 10 Tagen den östlichen Teil Sardiniens verließen und nun der Wilde Westen an der Reihe war.
Die Stadt Bosa – So habe ich mir Sardinien vorgestellt!
Das Schöne an so einer Rundreise mit dem Auto ist, dass man Regionen und Orte sieht, von denen man sonst gar nicht wüsste, dass sie existieren. Und so machten wir uns auf die Reise nach Bosa durchs wirkliche Inland Sardiniens. Felder so weit das Auge reicht und für einen Naturburschen wie mich (kann man auch sein, obwohl man in Berlin wohnt 😛 ) total faszinierend.
Was zum Problem werden kann, wenn man abseits der Touristen reist, ist die Anzahl der Tankstellen. Und so bekam ich langsam Panik, als das Licht für die Tankreserve schon etwas länger leuchtete und wir nach über einer Stunde immer noch kein Schild geschweige denn eine Tankstelle sahen.
Als kleiner Tipp für alle, die ebenfalls planen mit dem Auto Sardinien zu erkunden, vergesst eure Kreditkarte nicht. Noch heute gibt es Menschen, die keine besitzen. Das kann wirklich angenehm sein, ohne diese ganzen Karten, das verstehe ich vollkommen. Doch wenn ihr in irgendeinem Dorf in Sardinien abseits der Autobahnen tanken wollt oder müsst, geht ohne Kreditkarte nichts, da sich nur Automaten an den Zapfsäulen befinden, die ihr nur aktivieren könnt, wenn ihr eine Kreditkarte habt 😉 .
Nachdem wir endlich tanken konnten, fuhren wir weiter und je näher wir unserem Ziel kamen, umso bergiger wurde es. Die Felder wurden weniger und die Straßen schlängelten sich wieder an den Bergen vorbei. Und plötzlich sahen wir sie in einem Tal vor uns, die kleine Stadt Bosa, mit ihren tollen farbigen Häusern. Traumhaft schön und mit einem kleinen Fluss in der Mitte schien der Anblick, der sich uns bot, wie gemalt.
Das Muraglia Vecchia Guest House in Bosa
Schon vor dem Start der Sardinienreise hatte uns Paolo in sein B&B Muraglia Vecchia Guest House eingeladen. Und wir entschieden uns 2 Tage und Nächte dort zu bleiben. Paolo hat vor Jahren das wirklich tolle Haus gekauft und komplett saniert. Da er aber als Historiker die Geschichte Sardiniens liebt, hat er jeden Winkel des Hauses, der an diese Geschichte erinnert, sei es die Rundbögen in den Zimmern oder das Originaltreppenhaus, erhalten. Er kann dir auch zu jedem Zimmer mindestens eine Geschichte erzählen. Die Zimmer hat er dann wirklich schön mit alten Möbeln (viele davon vom Flohmarkt oder sogar Sperrmüll) dekoriert. Dabei könnt ihr zwischen 6 Zimmern wählen, die alle ein wenig unterschiedlich eingerichtet sind.
Bevor wir aber eigentlich unser Zimmer sehen durften, schickte Paolo uns sofort nach der Begrüßung drei Häuser weiter in das Restaurant eines Bekannten von ihm. Denn Paolo dachte sich schon, dass wir “Ausländer” uns noch nicht an die sardische Esskultur (den ganzen Tag gibt es nichts 🙁 ) gewöhnt hatten und organisierte, dass wir etwas zu essen bekamen. Warum erzähle ich euch das jetzt eigentlich, fragt ihr euch bestimmt. Ich wollte euch einfach einmal die besten Kartoffelgnocchis, die wir auf der Reise gegessen haben, zeigen 😉 . Et voilà.
Warum sich die Wanderung zum Cumpultittu einfach nur lohnt
Nachdem wir unsere Sachen ins Zimmer gestellt hatten, beschlossen wir noch einmal das Meer sehen zu wollen. Nach Olbia hatten wir schon richtig Sehnsucht danach und machten uns auf Paolos Empfehlung hin auf den Weg zum Cumpultittu Strand oder eher Lagune. Der Wanderweg von der Straße zum Strand hinunter dauerte schon ein paar Minuten und man kam sich an manchen Stellen wie ein Bergsteiger vor, doch wenn man angekommen ist, weiß man, warum sich der Abstieg lohnt. Obwohl es sich am Strand nicht so schön liegt, ist der Ausblick von oben auf die geschützte Bucht aufs Meer hinaus einfach nur herrlich.
Warum nach dem ersten Abend in Bosa unser Pizzageschmack für immer ruiniert ist
Sardinien ist nun wirklich nicht für ihre Pizza bekannt, obwohl es Italien ist. Denn für richtig geile Pizza müsst ihr eigentlich auf das Festland Italiens. Paolo hat schon an einigen Orten Italiens gelebt, sowohl Festland als auch Insel. Daher würde man ihm einen ordentlichen Pizzageschmack zutrauen. Er fragte uns, ob wir am Abend schon wüssten, wo wir essen wollen und unterbrach uns sofort, als wir antworten wollten, dass er eine super Pizzeria ein wenig außerhalb von Bosa kennen würde. Er wollte uns wohl nur seinen Essenswunsch aufzwingen, dieser Fuchs 😉 .
Die Pizza auf Sardinien ist immer ganz gut und wenn man bei dem Essen auf Nummer Sicher gehen will (also nicht wie ich in Orosei mal schön das gekochte Spanferkel bestellt 😀 ), ist Pizza ideal. Und ihr könnt mich lynchen, wenn ihr wollt, aber selbst die Standardpizza auf Sardinien ist immer noch besser als die Pizzen, die du in Deutschland bekommst!
Bevor wir zur Pizzeria Sardineri fuhren, entführte uns Paolo aber noch in die Innenstadt, damit wir vor dem Lokal eines Bekannten den Malvasia, eine sardische Weißweinsorte, probieren konnten. Zugegeben, der Malvasia sieht nicht unbedingt aus wie Weißwein und er schmeckte auch anders. Außerdem hatte er es ordentlich in sich. Ich trank nur ein bisschen, weil ich ja noch fahren musste, aber Patricia war nach einem Glas noch ein bisschen verrückter als sonst.
Anschließend fuhren wir mit Paolo zusammen in die Pizzeria Sardineri. Nur weil Paolo die Hausherren kannte, bekamen wir zum Glück noch einen Tisch. Denn das ganze Lokal war voller Sarden (immer ein gutes Zeichen, wenn es in dem Lokal von Einheimischen nur so wimmelt!). Wir bestellten und kosteten 30 Minuten später die leckerste Pizza ever! Das war einfach der Hammer. Der Trick des super fluffigen Teiges ist die natürliche Herstellung des Teiges. Dieser wird ohne Hefe zubereitet und wohl tagelang in Ruhe gelassen, damit er von ganz alleine ohne Supplements (voll den Sportbegriff integriert 😀 ) aufgehen kann. Einfach lecker!
19.06.2016 – 12. Tag Flitterwochen auf Sardinien – Bosa
Im Traum hatte mich die leckere Pizza vom Vorabend noch einmal besucht und mit einem Grinsen auf den Lippen begrüßte ich den zweiten Tag in Bosa. Und was machte Bosa? In Strömen regnen! Ich dachte, es hackt! Gestern noch einmal ein paar Stunden an Meer und Strand zu verbringen, war wirklich eine gute Idee gewesen. Denn heute würde das nichts werden. Wir wollten eigentlich noch einmal Bosa erkunden. Also starteten wir in alle Ruhe mit dem Frühstück und warteten, bis es aufhörte zu regnen.
Ein Trip durch Bosa – oder doch Neapel?
Endlich hatte es aufgehört zu regnen und wir starteten unseren Stadttrip durch Bosa, erkundeten den Marktplatz und die vielen kleinen Gassen und tollen Farben der Häuser, die wir schon bei der Ankunft von weitem grandios fanden.
Nachdem wir sogar etwas zum Mittag finden konnten (in Bosa gibt es Restaurants, die sogar mittags aufhaben!!!). Wollte ich natürlich mein obligatorisches Eis als Dessert (in diesem Urlaub habe ich sicher 10 kg Eis gegessen) und wir machten uns noch einmal zum Marktplatz auf, um dort das beste Eis der bisherigen Reise im Isla Margerita Café zu finden. Hier wird frisches Eis in wenigen Sorten produziert, damit es auch schön frisch bleibt und nicht tausendmal wieder eingefroren wird. Dabei gibt es ganz lustige Sorten wie Creme brûlée und sie schmecken großartig.
Wir konnten uns an dieser Stadt einfach nicht sattsehen. Wir wanderten den ganzen Tag durch die Stadt und extra am frühen Abend nochmal oben auf den höchsten Punkt, um dort bei warmem, weichen Licht Fotos zu machen. Und so sagten uns unsere Füße irgendwann, wir sollten mal eine Pause einlegen. Also gingen wir zurück ins B&B.
Statt Fisch gibt´s Bolognese
Schon am Vortag beschlossen wir ein Essen direkt am Fluss zu verbringen und suchten das Fischlokal auf, wo wir am Tage schon mehrfach vorbeigegangen waren. Doch irgendwie saßen alle innen und nicht auf der gegenüberliegenden Straßenseite direkt am Fluss. Ich fragte kurz nach und ein Tisch wurde draußen für uns extra vorbereitet. Es wirkte nämlich so, als wenn man sich draußen gar nicht an die Tische setzen sollte. Wir taten es trotzdem!
Als wir die Karte bekamen, konnten wir keine englischen Begriffe auf der Rückseite entdecken. Was generell bisher ja kein Problem war, doch wenn der Kellner auch kein Wort Englisch spricht, gestaltet sich das schwierig. Und auf Überraschungen hatte ich nicht schon wieder Lust. Also beschlossen wir, uns etwas anderes zu suchen. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie unangenehm das sein kann, wenn alles für einen präpariert wird und man dann geht. Für uns war das jedenfalls nicht so schön, aber da hat ja jeder seine eigene Schmerzgrenze.
Und so versuchten wir ein neues Restaurant aufzutreiben und entschieden uns dem Reiseführer noch einmal eine Chance zu geben und gingen in das Al Gambero Rosso. Und endlich gab es mal eine Bolognese auf der Karte. Halleluja! Denn sonst gibt es hier vorwiegend Tintenfischpasta oder ähnliches. Ich habe wirklich alles probiert, aber leider traf es nicht meinen Geschmack. Die Bolognese war hier echt klasse und wir ließen den Tag mit leckerem Wein für Patricia und Bier für mich ausklingen.
Fazit
Wer auf Städte und deren Tradition steht und nicht genug von schönen Häusern bekommt, der muss nach Bosa! Es ist einfach eine Reise wert. Diese im Mittelalter errichte Stadt besitzt eben ein ganz besonderes Flair. Und schlaft bei Paolo, ein wirklich lustiger Typ mit so viel Insiderwissen über Sardinien und dessen Geschichte. So einen haben wir vorher und auch danach nicht mehr getroffen. Was uns an ihm so gefallen hat, war dass er eine ehrliche Haut mit einer ordentlichen Portion Sarkasmus ist 🙂 .