Ohje. Die zweite Woche “Vegan for fit” war eine grausame Katastrophe. (HIER kommt ihr zum Einleitungsartikel und HIER zu Woche 1) Ich habe ganze 3 Male gesündigt und meine Position zur veganen Ernährungsweise so oft gewechselt wie meine Unterhosen. Was war da los? Das erfahrt ihr in den Pros und Contras. Fangen wir wieder mit dem Negativen an.
CONTRAS
– Es ist sooo schwer, nach “Vegan for fit” zu essen, wenn man unterwegs ist bzw. irgendwo eingeladen. Alle meine Ausrutscher in der letzten Woche fanden außerhalb meiner 4 Wände statt. Zuhause hielten sich meine nicht-veganen Gelüste weiterhin absolut in Grenzen, doch außerhalb sah es anders aus.
Der erste Ausrutscher geschah am Mittwoch, als wir abends bei “How to become a Berliner in one hour?” (sehr empfehlenswert übrigens) waren. Es war ein stressiger Tag und weder Stefan noch ich hatten es geschafft, vor Beginn der Show noch etwas zu essen. Dementsprechend hungrig waren wir. Also landeten wir bei Subway und kauften uns das vegetarische Sandwich und unseren geliebten Cookie mit weißer Schokolade. Von Letzterem bekamen wir einen fiesen Zuckerschock und waren entsetzt, wie süß die Dinger sind. Es schmeckte uns schlicht nicht mehr. Auch das Sandwich hat sich nicht wirklich gelohnt. Hatten wir früher keinen Geschmack oder was?
Der zweite Ausrutscher war am Freitag, als ich von Nuxe nach Hamburg eingeladen wurde. Ich bin nicht der Typ, der eine Tupperdose mit zum Blogger-Event nimmt. Da komme ich mir dann doch irgendwie albern vor. Also entschied ich mich für die vegetarische Alternative am Buffet, die Ricotta enthielt. Und da ich nun schonmal gesündigt hatte, nahm ich auch noch eine Crème Brûlée und probierte meinen ersten Macaron. Ihr seht schon, ich war unglaublich willensstark letzte Woche. *hust* Doch es kommt noch besser.
Der dritte Ausrutscher war am Samstag und der setzte dem ganzen die Spitze auf. Seit Wochen, ja eigentlich Monaten, waren wir mit Freunden in der “Villa Rodizio” verabredet. Das ist ein brasilianisches Restaurant, das für seine 10 Gänge Fleisch plus Buffet bekannt ist. Der Kellner serviert einem das Fleisch an den Tisch und es gibt wirklich leckeres Fleisch. Ich war bereits drei Mal dort und wusste, was mich erwartet. Eigentlich hatte ich geplant, nur das Buffet zu nehmen und mich dort auf Veganes zu beschränken. Doch nachdem wir den kompletten Samstag im Baumarkt und bei Ikea verbracht hatten und völlig fertig und ausgehungert in der “Villa Rodizio” eintrafen, bekam ich plötzlich einen riesigen Hunger auf Fleisch. Meine Freundin Bianca, die neben mir saß, war ganz entsetzt und meinte noch zu mir “Jetzt hab ich mir den veganen Artikel als allerersten von oben bis unten durchgelesen und nun isst du Fleisch?” Und Bianca ist keine Vegetarierin. Nun, ich habe es getan.
– Und was habe ich nun von meinen drei Ausrutschern? Nichts an Gewicht verloren und sogar wieder etwas zugenommen, wenn man der gestrigen Waage trauen kann. Doch ich habe absolut kein Mitleid mit mir. Ich habe es nicht anders verdient. Aber immerhin habe ich daraus gelernt (siehe unten).
– Stefan musste letzte Woche ganz schön was aushalten. Ich hatte furchtbare Stimmungsschwankungen, weil mein Gehirn nonstop darüber diskutierte, ob ich vegan leben kann oder nicht. Einerseits will ich es unbedingt, weil es mir gut tut und ich den Tieren und der Umwelt etwas Gutes tue. Andererseits bin ich ein absoluter Gourmet, der Käse und bestimmtes Fleisch abgöttisch liebt. Der Höhepunkt dieser Diskussion fand am Mittwoch Abend statt, wo ich mich dann auch glatt mit Stefan stritt. Ich wollte so sehr für immer vegan leben, merkte aber, dass da etwas in mir ist, was die ganze Zeit schreit “Du nimmst mir den kompletten Genuss am Leben!” Ich wurde fast wahnsinnig. Doch meine Ausrutscher heilten mich von dem inneren Kampf.
PROS
+ Nach den inneren Qualen am Anfang der Woche ging es am Ende wieder steil bergauf. Ich fühlte mich nach jedem einzelnen Ausrutscher schlecht. Nicht weil ich ein schlechtes Gewissen hatte, nein, das irgendwie gar nicht. Sondern weil ich mich körperlich gleich schlechter fühlte und weil sich die Ausrutscher einfach nicht gelohnt hatten. Und das ist das Gute. Man will immer das haben, was man nicht haben darf. Und wenn man es dann hat, merkt man, dass man es eigentlich gar nicht brauchte. So wie das Sandwich und den Cookie, den Ricotta, die Crème Brûlée und den Macaron. Und vor allem das Fleisch. Hier wurde es am offensichtlichsten. Das Fleisch schmeckte mir nicht mehr wie zuvor. Zwischendurch erwischte ich mich sogar dabei, dass ich mich beim Kauen ekelte und fragte, warum ich eigentlich sowas Komisches esse. Und das aus dem Kopf einer Fleischliebhaberin! Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mir so schnell keinen Ausrutscher mehr leisten werde.
+ Die Kosten für das Ganze konnten wir in der zweiten Woche mehr als halbieren. Wir haben zwar nicht mehr alles in Bio-Qualität gekauft, aber das war nicht das Ausschlaggebende. Der Grund ist wirklich, dass wir in Woche 1 einen Grundstab an Lebensmitteln angelegt haben, auf den wir nun zurückgreifen können. Ich kann euch auch schon verraten, dass wir für Woche 3 noch weniger ausgegeben haben.
+ Geschmacklich ist das Ganze immer noch super. Die Rezepte schmecken einfach toll und alles ist viel geschmacksintensiver und leckerer als das normale Essen. Meine Highlights waren diese Woche die vegane Lasagne (Bild 1), das Sandwich von Bild 2 und der Quinoa-Salat von Bild 3.
+ Ich habe gemerkt, dass mir spätes Essen wirklich nicht gut tut. Ich habe am Dienstag und Mittwoch nach 19 Uhr gegessen und fühlte mich am Mittwoch- und Donnerstagmorgen wie vom Laster überfahren. Als ich dann bewusst am Donnerstag nicht mehr nach 19 Uhr aß, war ich am Freitagmorgen topfit und das um 06:30.
FAZIT WOCHE 2:
Ich bereue die 3 Ausrutscher nur wegen der Auswirkungen auf mein Gewicht. Ansonsten waren sie absolut lehrreich. Ich weiß nun noch viel mehr, warum ich Fleisch & Co. nicht brauche. Das heißt nicht, dass ich sie nie wieder essen werde, aber die innere Diskussion ist abgeschlossen. Ich werde auch nach der Challenge vorwiegend vegan essen. Nicht, weil Attila Hildmann oder irgendjemand SAGT, dass das gut für mich ist, sondern weil ich SPÜRE, dass das gut für mich ist. Damit habe ich auch nicht mehr das Gefühl, dass mir jemand etwas verbieten würde, was ich genau deshalb essen muss. Etwas Besseres hätte ich letzte Woche nicht lernen können.