Gerade habe ich einen wunderbaren Post von Joana von OderNichtOderDoch gelesen, der mich berührt und ganz spontan zu diesem Post inspiriert hat, von dem ich mir sehr wünsche, dass er eine Blogparade wird. Es geht um ein sehr wichtiges Thema unserer heutigen Gesellschaft: Irreale Schönheitsideale und nach außen hin perfekte Menschen.
Die Modeindustrie und Werbung zeigt uns tagtäglich völlig unreelle Körper, an denen wir uns orientieren sollen. Viele Prominente tun alles, um dem Schönheitsideal des 21. Jahrhunderts zu entsprechen und lassen sich dafür sogar teilweise verstümmeln. Mit Photoshop werden Körper so verändert, dass das Ergebnis anatomisch gar nicht möglich wäre. Und was ist das Resultat? Unsere Gesellschaft wird immer früher krank. Junge Mädchen setzen sich enorm unter Druck, fühlen sich zu dünn oder zu dick, fangen bereits sehr früh an, sich zu schminken oder sogar Schönheitsoperationen zu wünschen.
Doch neben dem rein Äußerlichen gibt es ja auch noch ein Innenleben. Wir wissen, dass heutzutage viele Menschen mit Depressionen, Angststörungen und anderen Krankheiten zu kämpfen haben, aber die wenigsten trauen sich, das öffentlich zuzugeben. Wir schämen uns dafür, nicht richtig zu funktionieren und wollen uns schützen. Das ist manchmal auch gut so. Doch ich habe oft die Erfahrung gemacht, dass ich Leuten, denen ich von meinen Erfahrungen erzählt habe, Mut gemacht und gezeigt habe, dass mein vermeintlich perfektes Leben auch einige Risse hat.
Ich finde, als Blogger sollten wir unsere Reichweite nutzen, um auch ein solches Thema öffentlich zu diskutieren. Gerade viele Modeblogger sehen aus wie Models und wirken nahezu perfekt. Zeigt euren Lesern, dass auch ihr eure Schwachstellen habt und ganz normale Menschen seid. Schreibt eure Gedanken oder eine Geschichte aus eurem Leben auf, die zeigt, dass ihr nicht perfekt seid. Schickt mir den Link zu dem Post bis zum 18.06. an info(at)cheaperia.de. Ich werde alle Geschichten sammeln und in Beiträgen vorstellen und verlinken. Doch nun mache ich den Anfang.
I´m not perfect – Meine Geschichte
Ich bin nicht perfekt. Absolut nicht. Ich leide an ziemlich vielen Ängsten, die ich immer noch versuche zu bewältigen. Zum Beispiel traue ich mich nicht (mehr) selbst Auto zu fahren. Ich mache mir ständig Sorgen um alles und stehe mir selbst und meinen Liebsten damit oft im Weg. Ich könnte das Ganze noch ziemlich lange fortsetzen. Doch es gibt eine Sache, auf die ich heute näher eingehen möchte. Ich kaue seit ich denken kann an meinen Fingernägeln.
Wenn andere Bloggerinnen auf Instagram ihren neuen Nagellack zeigen, bin ich immer etwas traurig. Ich benutze so gut wie nie Nagellack, um die Aufmerksamkeit nicht noch unnötig auf meine Fingernägel zu lenken. Deshalb trage ich auch so gut wie nie Ringe. Auch wenn mir bereits viele bestätigt haben, dass man nicht sofort sieht, dass ich an meinen Nägeln kaue und sie einfach nur kurz geschnitten aussehen, schäme ich mich sehr dafür. Es ist eine Schwäche und zeigt, dass ich mich nicht im Griff, dass ich Probleme habe und deshalb an meinen Nägeln kaue. Viele Leute finden es auch richtig eklig, wenn jemand an seinen Nägeln kaut. Bei einem Fotoshooting wurde ich von einer Fotografin wegen meiner Fingernägel einmal richtig runtergemacht, bis ich gesagt habe, dass ich gehe, wenn sie nicht aufhört. Dann haben sie mir Kunstnägel aufgeklebt.
Deshalb versuche ich bereits seit vielen vielen Jahren, mir das Nägelkauen abzugewöhnen. Ich habe so ziemlich alles versucht. Ich habe mir Stop&Grow draufgepinselt (und mich an den Geschmack gewöhnt) und Nagellack draufgemacht (und diesen mitgegessen und ihn dann schnell weggelassen). Ich habe mir Gelfingernägel machen lassen (die dann wegen des fehlenden Nagelbettes abgebrochen sind und auf Dauer auch zu teuer waren) und es mit Belohnungen und purem Willen versucht (was am effektivsten war, aber irgendwann wurde ich rückfällig). Immer wieder habe ich es ein paar Wochen durchgehalten und war so unglaublich stolz auf meine langen Nägel. Ich hätte sie den ganzen Tag anschauen können, habe Nagellack und Ringe getragen.
Doch dann kam der Tag X. Meistens war es eine psychisch anstrengende Situation. Das Ende war immer das gleiche. Alle Nägel waren ab und es tat sowohl physisch als auch psychisch unheimlich weh. Meistens hatte ich nicht die Kraft, sofort wieder von vorn anzufangen. Und dann kommen wieder andere Probleme hinzu, die erstmal in den Vordergrund rücken.
Momentan versuche ich es mit Hypnose. Ich höre jeden Tag einen 40-minütigen MP3-Track extra gegen Nägelkauen. 30 Tage muss ich mir täglich Zeit dafür nehmen, danach noch 2-3 Monate 3 Mal die Woche. Eine Woche habe ich schon geschafft. Bisher ohne Erfolg. Aber ich habe das Gefühl, dass ich schon ein bisschen weniger knabbere. Doch auch wenn es diesmal wieder nicht klappt, ich gebe die Hoffnung nicht auf und habe mir fest vorgenommen, in diesem Jahr alles zu tun, um endlich mit dem Nägelkauen aufzuhören.