Mein Smartphone-Detox – So lief es

Smartphone-DetoxSeit knapp einer Woche ist mein Smartphone-Detox vorbei. Da bin ich euch die Auswertung längst schuldig. Doch ich habe mit Absicht noch eine Woche gewartet, um zu beobachten, wie sich mein Smartphone-Konsum in der Woche nach dem Smartphone-Detox entwickelt. Alles so wie vorher? Das verrate ich euch nach meinem kleinen Smartphone-Detox-Tagebuch.

Tag 1 vom Smartphone-Detox

Ich bin bereits um 5 Uhr wach und darf nichts am Smartphone machen. Kein Hörbuch hören, um wieder einzuschlafen, nicht bei Facebook, Pinterest und Co gucken. Also stehe ich um 6 auf und gehe an den Schreibtisch. Ich verbrate direkt morgens meine WhatsApp-Minuten für den Tag, weil ich dort die E-Mail-Adresse einer Kundin heraussuchen muss, die sie mir dort geschickt hat, damit ich ihr die Bilder vom Fotoshooting schicken kann. Das fängt ja gut an.

Wir starten heute in unseren zweitägigen Ostseeurlaub. Und nachdem ich am PC noch ein wenig gearbeitet habe, will ich meine Sachen packen. Dafür habe ich mir vor kurzem erst eine Kofferpack-App heruntergeladen. Ohne daran zu denken, dass ich mich beim Kofferpacken bereits im Entzug befinden werde. Während der Fahrt muss ich erstmal sämtliche Push-Funktionen ausstellen. Denn wenn man nicht in Apps wie Facebook und WhatsApp gehen darf, aber trotzdem Push-Benachrichtigungen bekommt, nervt das.

Dann vor Ort die erste Herausforderung. Während Stefan einkaufen fährt, drehe ich mit Susi eine Runde. Ich nehme den ersten Weg und hoffe insgeheim, dass er mich zum Meer führt. Doch ich lande in einem Ort und schließlich in einer Sackgasse und ohne Google Maps laufe ich einfach wieder zurück. Oh Mann. Währenddessen habe ich schon ein wenig das Gefühl, etwas zu verpassen. Stefan muss meiner Mama Bescheid geben, dass wir gut angekommen sind und ich kann ihr keine Fotos von unserem wundervollen Ferienhaus schicken. Vor lauter Frust lese ich gleich 100 Seiten meines Krimis weg. Das Tolle: Der Akku meines Smartphones ist am Ende des Tages noch bei 50%. Trotz Snapchat, das ich ja zum Snappen nutzen darf.

Der Tod greift nicht daneben Jörg Maurer

Tag 2 vom Smartphone-Detox

Als ich am zweiten Tag aufwache, schnappe ich mir meinen Krimi statt auf mein Smartphone zu gucken. Da Stefan noch schläft, gehe ich runter ins Wohnzimmer unseres Ferienhauses, setze mich in den gemütlichen Sessel und checke am Laptop kurz Mails und Facebook und arbeite dann an einem Blogartikel. Das Checken von Mails und Facebook nimmt am Laptop auf jeden Fall weniger Zeit in Anspruch als auf dem Handy.

Lustigerweise bekomme ich heute mehr Nachrichten auf Snapchat als sonst. Liegt wahrscheinlich an dem tollen Ferienhaus. Dennoch antworte ich immer nur kurz und das kostet wenig Zeit. Apropos Zeit. Wie kurz können bitte 10 Minuten sein? Meine täglichen 10 WhatsApp-Minuten fühlen sich so an, als dürfte ich aus dem Urlaub mit dem Münztelefon nach Hause telefonieren und mein Geld ist alle. Schnell werden meiner Mama die Fotos vom Ferienhaus geschickt und Nachrichten beantwortet.

Snapchat, das ich vorher immer vor dem Einschlafen geguckt habe, vermisse ich nicht. Aber: Als ich sehe, dass Jenny seit Tagen mal wieder aus Thailand gesnappt hat, ärgere ich mich ein wenig, dass ich nicht gucken darf. Und hat Juli eigentlich schon ihren neuen Traum-Pulli? Außerdem gibt es zwei Situationen, in denen ich mich ohne Smartphone langweile. 1. Als ich in Kühlungsborn im Auto mit Susi auf Stefan warte, der noch schnell etwas im Supermarkt besorgt. 2. In der Pause zwischen zwei Saunagängen. Stefan hat sein Buch schlauerweise mitgenommen. Ich sitze da und langweile mich. Vor allem, weil ich wissen will, wie mein Krimi weitergeht. Merke: Mehr wie Rory Gilmore sein. Immer ein Buch mitnehmen!

Ob ich ersatzweise öfter am Laptop bin? Das kann ich natürlich schwer sagen. Zwei Mal war ich heute am Laptop und jeweils nur kurz bei Facebook und Mails checken. Bei Facebook habe ich jeweils nur geguckt, was in den Benachrichtigungen los ist. Was in der Timeline los ist, interessiert mich gar nicht. Das ist doch ein gutes Zeichen, oder?

Tag 3 vom Smartphone-Detox

Vormittags beim Packen registriere ich, dass ich ganz vergessen habe, mein Smartphone über Nacht aufzuladen. Aber es hat immerhin immer noch 20% Akku und das, obwohl ich relativ viel gesnappt habe gestern. Auf der Fahrt nehme ich wieder meine 10 WhatsApp-Minuten. Als ich meine Oma frage, wie es ihr geht, steht dort 10 Minuten lang “Oma schreibt…”. Für die Antwort auf die riesige Nachricht reicht die Zeit nicht mehr. Dann eben morgen. Im Auto schreibe ich mir meine To-Do-Liste in mein Notizbuch statt in meiner Wunderlist-App. Bisschen nervig. Das mache ich lieber digital. Auch meine Kalender-App vermisse ich ein wenig. Was stand morgen nochmal an?

Zuhause angekommen setze ich mich hinter den Schreibtisch und arbeite bis spätabends. An mein Smartphone denke ich gar nicht. Ich habe mich auch schon daran gewöhnt, dass mein Smartphone mir nicht mehr viel bietet.

Tag 4 vom Smartphone-Detox

Den Großteil des Tages verbringe ich wieder hinter dem Schreibtisch. Ich kann mich dort wirklich besser konzentrieren, weil das Smartphone nicht ständig leuchtet. Darauf passiert einfach nichts. Ich merke, dass mir der Entzug im Alltag sehr viel leichter fällt als im Urlaub. Abends bei der Eröffnung des neuen Becon-Stores vermisse ich das Smartphone auch nicht. Ich merke, dass ich es tatsächlich viel weniger brauche als gedacht.

Tag 5 vom Smartphone-Detox

Halbzeit. Doch ich merke, dass ich gar nicht die Tage zähle. Ich habe mich schon total daran gewöhnt. Am schwersten fallen mir die 10 WhatsApp-Minuten. Pinterest und Facebook vermisse ich gar nicht. Bei Instagram merke ich einfach, dass ohne Interaktion die Followerzahlen stagnieren und sogar ein wenig sinken.

Als ich für die Weihnachtsdeko noch einige Besorgungen machen muss, schreibe ich seit langem mal wieder einen Zettel, statt eine Liste in meiner Einkaufs-App zu machen. Funktioniert tatsächlich auch. Ich komme mit allen notwendigen Dingen zurück. 😉

Abends treffen wir uns mit meinem Cousin und seiner Freundin auf dem Weihnachtsmarkt und die beiden staunen über meinen Smartphone-Entzug. Bereits nach wenigen Minuten macht mein Akku wegen der Kälte schlapp. Doch das macht nichts – kann ich eben nur nicht snappen. Doch als ich nachts im Bett das Handy wieder anschließe, habe ich eine Mailbox-Nachricht. Eine Kundin, die morgen ein Familienfotoshooting mit mir hat, hat mir draufgesprochen und wegen Krankheit der Kinder abgesagt. Sie hatte mir bereits bei WhatsApp geschrieben, aber das habe ich natürlich nicht gesehen.

Tag 6 vom Smartphone-Detox

Heute treffe ich mich mit meiner Freundin Ulli, um mit ihr Bridget Jones’ Baby zu schauen. Wir telefonieren morgens, um alles abzusprechen. Geht also auch ohne WhatsApp und wahrscheinlich sogar schneller. Sonst passiert nichts weiter Spektakuläres.

Tag 7 vom Smartphone-Detox

Heute muss ich ins Bikini Berlin, um zu fotografieren und meinem Cousin und seiner Freundin eine Führung zu geben. Ich erwische mich dabei, wie ich etwas für die beiden google. Langsam werde ich weniger streng mit mir und benutze auch einmal den Taschenrechner. Den vermisse ich nämlich auch. Als Kopfrechengenie würde ich mich nicht bezeichnen. In der WhatsApp-Gruppe, in der wir uns mit unseren Freunden Ulli und Hannes immer absprechen, wird der Abend geplant. Ich bekomme natürlich nichts mit. Was soll’s.

Tag 8 vom Smartphone-Detox

Ganz ehrlich – ich sehne mich langsam nach dem Ende des Entzugs. Wie in Gottes Namen soll man einen Mädelsabend in einer WhatsApp-Gruppe planen, wenn man immer nur 10 WhatsApp-Minuten am Tag hat? Abends treffe ich mich mit meiner Freundin Ramona in einem Restaurant in Schöneberg. Am PC suche ich Restaurant, Adresse und die U-Bahn-Verbindung heraus und schaue mir auf Google Maps an, wie ich von der U-Bahn aus dorthin komme. Sieht easy aus. Doch als ich dann abends vor Ort bin, steht nirgendwo der Straßenname. Ich schreibe Ramona eine Notfall-SMS, dass ich mich verspäte und schummle im Endeffekt, indem ich in die Google-Maps-App schaue.

Tag 9 vom Smartphone-Detox

Heute muss ich erneut kurz schummeln und für die Planung unseres Mädels-Abends nach den 10 WhatsApp-Minuten nochmal kurz bei WhatsApp online gehen, um die Mädels zu fragen, zu wann ich den Tisch am Samstag bestellen soll. Da wir zum Geburtstag von Stefans Oma in die Heimat fahren, langweile ich mich ohne mein Smartphone im Auto. Zwei Stunden hin und zwei Stunden zurück. Und ich kann nur am Morgen und am späten Abend E-Mails checken. Was ist, wenn eine wichtige E-Mail reinkommt? Kommt sie aber natürlich nicht.

Tag 10 vom Smartphone-Detox

Der letzte Tag. Endlich! Nachdem ich zwischenzeitlich keine Tage gezählt hatte, bin ich nun froh, dass es morgen vorbei ist. Aber nur wegen WhatsApp, ehrlich gesagt. Den Rest vermisse ich ein wenig, aber nicht so stark. Beziehungsweise macht hier das Fehlen das Leben nicht so viel schwerer. Doch ich überstehe auch den letzten Tag.

Tag 11 – Der Tag danach

Als ich morgens aufwache, falle ich nicht in mein altes Verhalten zurück. Das einzige, was ich mache: Ich stelle die WhatsApp-Benachrichtigungen wieder ein. Die anderen Push-Funktionen lasse ich deaktiviert. Ich habe auch keine Lust, die anderen Apps wieder auf die nackige Startseite zu schieben. Bin ich viel zu faul für und muss auch noch genau überlegen, welche Apps ich dort tatsächlich haben will. Die Facebook-App nicht – das weiß ich.

Im Laufe des Tages gucke ich kurz bei Snapchat rein und schaue zwei kurze Snapchatstories – auf mehr habe ich keine Lust. Bei Facebook gucke ich nur ganz kurz vorbei und für Instagram nehme ich mir auch kaum Zeit. Ich höre kein Hörbuch und keinen Podcast und am Ende des Tages ist der Akku fast genauso voll wie in den letzten Tagen. Yeah!

Eine Woche später

Es ist 19:51 und mein Akku zeigt nur noch 12% an. Das liegt aber vorwiegend daran, dass ich mein Handy als Navi benutzt habe, um nach Potsdam und wieder zurück zu fahren. Mein Startbildschirm sieht immer noch fast genauso aus wie vor einer Woche. Dort befinden sich die SMS-App, Instagram, Snapchat, die NTC-App, Whats-App und neu die Notizen-App, Audible und Wunderlist. Vor drei Tagen habe ich zum ersten Mal wieder ein Hörbuch gehört.

Ansonsten hat sich mein Konsum wieder ein kleines bisschen erhöht, aber nicht viel. Heute morgen hatte ich keine Lust aufzustehen und hab noch ein wenig am Smartphone herumgedaddelt. Das sollte ich mir verbieten. Doch ich bin froh, dass das Handy nur noch bei WhatsApp-Nachrichten leuchtet.

FAZIT

Ich bin unglaublich froh, dass ich den Smartphone-Detox gemacht habe. Ich fühle mich seitdem viel entschleunigter, lese mehr und verbringe viel weniger Zeit am Smartphone. Ich habe erst beim Entzug richtig wahrgenommen, wie automatisiert ich alles am Smartphone gemacht habe. Seitdem kann ich auch einfach viel weniger Zeit am Handy verbringen.

Doch ich habe auch gemerkt, dass das Smartphone mir im Alltag unheimlich viel hilft und mein persönlicher Assistent ist. Meine Wunderlist-App für To-Do-Listen, meine Kalender-App für Termine, der Taschenrechner, die Notizen-App, Google-Maps und die App für die öffentlichen Verkehrsmittel will ich einfach nicht missen.

Welche App hättet ihr wahrscheinlich am meisten vermisst?

Kommentare

  • Friederike

    Definitiv hätte ich Google Maps am meisten vermisst! Ich benutze es hier in Paris jeden Tag und bin (leider) total darauf angewiesen! Ohne WhatsApp wird es aber auch schwierig, keine Fotos senden und keine Gruppenchats…Aber alles in allem denke ich, so ein Detox würde mir auch mal sehr gut tun! Liebe Grüße, Friederike

  • Alexa

    Hallo,
    Ich glaube, ich bräuchte eher ein TabletDetox… zuhause – unterwegs habe ich es selten dabei und benutze mein Handy wenig zum “daddeln”. Aber dahein klebe ich ständig “mal kurz (haha) am “weissen Riesen”.

    Darf ich fragen, welche NotizApp Du benutzt? Und kann man damit – via WLAN -auch drucken? Davsuchebich noch etwas richtig gutes…

  • Kai

    Sehr schöner Bericht. Eigentlich sollte ich auch mal 1 Woche, oder besser noch gleich 2-3 das Smartphone und den Computer nur noch zum Arbeiten nutzen. Mir ist bereits aufgefallen, dass ich locker 20-30x am Tag aufs Handy gucke und am PC jeden Tag morgens und abends auf Facebook und Co. vorbeischaue. Zeitfresser aller erster Güte 😉

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