Womit beginnt eine Fernreise normalerweise? Genau, mit dem Flug. Mitte Dezember, wir hatten gerade beschlossen, im März nach Thailand zu fliegen, entdeckte ich ein absolutes Schnäppchen beim Urlaubsguru. Ein Hin- und Rückflug nach Thailand für nur 368 Euro pro Person mit Transaero. Ich konnte meinen Augen kaum trauen, denn normalerweise kostet ein Flug nach Thailand mindestens 600 Euro. Ich überlegte hin und her, las alles gründlich, recherchierte über Erfahrungen mit Transaero, doch viel Zeit blieb nicht, denn nach nur wenigen Minuten waren die Tickets bereits ausverkauft. Ich hatte quasi in letzter Minute zugeschlagen. Ein mulmiges Bauchgefühl blieb natürlich, zumal man über den Komfort von Transaero-Flügen nicht viel Positives lesen konnte. Doch Transaero gehört als zweitgrößte Airline Russlands zu den 20 sichersten Flugunternehmen der ganzen Welt und das beruhigte mich. Da ich aber gelesen hatte, dass es Transaero finanziell nicht so gut ging, schloss ich vorsichtshalber alle möglichen Versicherungen ab. Im Januar schaute ich alle paar Tage in den Google News nach, ob Transaero schon pleite ist, aber glücklicherweise trat das nicht ein.
Der Online Check-In bei Transaero
30 Stunden vor Abflug konnte man online einchecken. Die Webseite von Transaero würde mit Sicherheit keinen Webdesignaward verdienen. Aber ich schaffte es nahezu problemlos, online einzuchecken und Plätze zu reservieren. Bis hierhin war also noch alles gut. Der einzige Nachteil, den ich bisher gesehen hatte, war das Gepäck bzw. dessen Gewicht. Bei Transaero durften wir statt der üblichen 23 kg nur 20 mitnehmen und das Handgepäck durfte auch nur 8 kg wiegen und eine bestimmte Größe nicht überschreiten. Mein Weekender durfte gerade so mit. Aber gut. Ich habe so effizient gepackt, dass ich gerade einmal auf 14 kg kam. Ha!
Der Flug nach Moskau – Überraschend komfortabel
Ich sage es euch gleich. Ein Langstreckenflug mit Transaero ist kein Zuckerschlecken, aber auch kein Beinbruch. Für mich ist das Fliegen eh eine Qual. Sobald auch nur die kleinste Turbulenz auftritt, bin ich mir zu 100 Prozent sicher, dass wir gleich abstürzen werden und kann partout nicht verstehen, wieso die Passagiere um mich herum so entspannt gucken oder gar schlafen! Deshalb ist es mir ehrlich gesagt ziemlich egal, ob das Essen gut ist, wie viele Filme ich beim Entertainment-Programm zur Auswahl habe oder ob ich 2 cm mehr oder weniger Beinfreiheit habe. Wenn ich denke, gleich sterben zu müssen, konzentriere ich mich vollends auf diesen Fakt. Dennoch berichte ich euch natürlich gern, was ich mitbekommen habe, wenn es gerade keine Turbulenzen gab.
Beim Hinflug flogen wir von Berlin Tegel zunächst nach Moskau Vnukovo. Kofferabgabe, Boarding & Co. verliefen problemlos. Auch der 2,5-stündige Flug nach Moskau war überraschend komfortabel. Wir hatten ausreichend Sitzplatz, bekamen bei Start und Landung Bonbons, zwei Mal Getränke und einen Kinder Bueno-Abklatsch oder Erdnüsse als Snack. Ein Entertainment-Programm gab es nicht und auch keine Möglichkeit, das Flugzeug auf einem Monitor zu verfolgen. Aber mein Gott.
Der Flughafen Vnukovo – Keine Rubel, kein Essen
Auf dem Flughafen Vnukovo mussten wir feststellen, dass die Russen leider durchschnittlich gesehen kein sehr freundliches Volk sind. Manchmal war es mir sogar geradezu peinlich, dass ich russisches Blut in mir habe. Wenn man kein Russisch sprach, wurde man meistens sehr von oben herab behandelt. Das mag vielleicht daran gelegen haben, dass die Englischkenntnisse der Flughafenmitarbeiter eher schlecht bis kaum vorhanden waren und ich wirklich froh war, dass ich fließend Russisch sprechen kann. Überraschend war auch der Automat mit Putin-Souvenirs wie T-Shirts und Smartphonecases.
Das größte Problem war jedoch, dass es schwer war, an etwas Essbares zu kommen. Der Flughafen war gerade umgebaut und frisch renoviert worden, die zweite Etage war noch gar nicht eröffnet. Als wir etwas in einem russischen Imbiss essen wollten, hieß es “Nur Rubel”. Und auf die Frage hin, wo man diese denn hier bekäme, erhielten wir die Antwort: “Gar nicht.” Äh. Es gab tatsächlich keinen Automaten. Glücklicherweise fanden wir noch einen Burger King, sogar mit einer netten Mitarbeiterin, wo wir mit Kreditkarte zahlen konnten. Viele Fotos konnten wir auf dem Flughafen übrigens nicht machen, da wir kurz nach der Landung bereits “erwischt” und “freundlich” gebeten wurden, bitte nicht zu fotografieren.
Doch etwas Positives geschah noch auf dem Flughafen. Wir lernten Stefan (alias Stef) und Flo kennen, die auch gerade einen Blog gestartet hatten. Dank ihnen verging die Wartezeit von 5 Stunden wie im Flug (was für ein Wortspiel) und schon ging es weiter Richtung Bangkok.
Der Flug nach Bangkok – Pöbelnde Russen und grausames Essen
Ok, die Überschrift klingt vernichtend. Und die Fakten sind auch nicht besonders nett. Ich kann unseren Flug von Moskau nach Bangkok leider wirklich nur so zusammenfassen. Das Essen war miserabel, es gab kein (kostenloses) Entertainment-Programm und die Beinfreiheit war um einiges geringer als beim ersten Flug. Doch das Schlimmste waren die drei völlig betrunkenen Russen in unserem Alter in der Reihe vor uns, die permanent herumgröhlten. Als der Typ vor Stefan seinen Sitz nach hinten klappen wollte und gegen Stefans Knie stieß, forderte er Stefan mehrmals auf “Don’t touch my seat!” Glücklicherweise mussten wir die Transaero-Flugbegleiterin gar nicht erst dazu auffordern, etwas zu unternehmen. Sie wies das nette Dreiergespann von selbst mehrmals darauf hin, doch bitte ruhig zu sein. Glücklicherweise wirkte der Alkohol irgendwann so weit, dass die Reihe vor uns schlief wie Babys. Als Stefans neuer russischer Freund im Schlaf sein nigelnagelneues iPhone verlor und Stefan vor die Füße fiel, kam natürlich kein Wort des Dankes, als ich es ihm zurückgab. Es war schließlich ziemlich frech von mir, ihn extra zu wecken. Ansonsten wurden die 10 Stunden aber nur von einigen meiner Nahtod-Momente unterbrochen und ich konnte sogar ein klein wenig schlafen.
Der Rückflug nach Moskau – One night in Moskau
Auf dem Rückflug sahen wir unsere neuen russischen Freunde zum Glück nicht wieder und ruhige, fast schon langweilige Zeitgenossen saßen vor uns. Das Essen kam anscheinend aus Thailand und war deshalb etwas besser und trotz einiger Turbulenzen kamen mir die 10 Flugstunden eher wie 5 oder 6 vor. Doch das Schlimmste stand uns ja noch bevor. 15 Stunden Aufenthalt in Moskau. Nachts. Ich denke, das wird ein Hauptgrund für den günstigen Preis gewesen sein. Wir taten uns also wieder mit Flo und Stef zusammen und besuchten unser Stammlokal am Flughafen, Burger King. Danach suchten wir uns einen Schlafplatz, da es bereits 22 Uhr Moskauer und sogar 2 Uhr Bangkoker Zeit war. Doch das Ergebnis unserer Suche fiel eher negativ aus. Die Sitzbänke am Flughafen Vnukovo sind zwar gepolstert, aber durch metallische Armlehnen unterbrochen, sodass man sich nicht hinlegen kann. Ich entschied mich zunächst für den hübschen Marmorboden und konnte dort dank Flos Schlafsack, Schlafmaske, Hörbuch und Nackenkissen auch ganz gut schlafen. Während ich schlief entwickelten Stef und Flo aber ein neues System, schoben die Bänke zusammen und legten sich im Zick-Zack hin, was ich ihnen dann einfach nachmachte.
Um kurz nach 6 standen wir dann alle auf, frühstückten im einzigen russischen Lokal, das auch noch die Kreditkarte akzeptierte und ließen uns von der wohl unfreundlichsten Flughafenmitarbeiterin bedienen. Ich hätte zu gern ihr Gesicht fotografiert und ihr dann vorgehalten. Doch die 15 Stunden Aufenthalt vergingen wirklich unglaublich schnell. Die Brettspiele, die wir uns extra in Bangkok gekauft haben, kamen gar nicht zum Einsatz. Ein bisschen schade.
Der Rückflug nach Berlin
Wie auf dem Hinflug war diese Maschine wieder viel komfortabler als die für die lange Strecke. Es gab noch einmal Turbulenzen, wieder den Bueno-Verschnitt und eine richtig freundliche Stewardess und dann hatte ich es überstanden.
Mein Fazit zu meinen Erfahrungen mit Transaero
Für Kurzstrecken kann ich Transaero auf jeden Fall empfehlen. Die Flüge waren pünktlich, es gab keine Probleme mit dem Gepäck und auch sonst nichts Gravierendes. Bei Langstrecken muss man sich einfach fragen, wie wichtig einem gutes Essen, ein Entertainment-Programm und die Beinfreiheit sind. Ich konnte auf jeden Fall damit leben und würde es wieder machen, wenn ich damit so viel Geld spare.