Bangkok. Spätestens seit Hangover 2 wissen wir, dass es diese Stadt in sich hat. Egal was ich vorher über Thailands Hauptstadt gelesen habe, die Geister scheiden sich an ihr. Man liebt es oder hasst es. Wir beschlossen, drei Tage dort zu verbringen. Allerdings erst zum Abschluss unserer Reise, weil man am Anfang angeblich überfordert wäre. Und ich denke, das haben wir auch genau richtig so gemacht. Denn Bangkok ist laut, verrückt und heiß. Doch es ist absolut sehenswert und man kann hier eine Menge erleben.
Und weil Bangkok so anders war als der Rest unserer Thailandreise, eigentlich eine kleine Reise für sich, werde ich den finalen Post über die Reise ein bisschen anders gestalten. Ich liefere euch 20 Gründe, warum Bangkok wirklich total verrückt und absolut sehenswert ist. Schnallt euch an und kommt mit. Danach bin ich sicher: Bangkok hat auch euch.
1. Weil man hier schon verloren geht, wenn man noch gar nicht richtig angekommen ist.
So geschehen bei unserer Anreise. Am Busbahnhof nahmen wir uns ein Taxi, nannten dem Taxifahrer die Adresse unseres Hotels und er fuhr los. Irgendwann merkten wir anhand seiner Nachfragen in äußerst gebrochenem Englisch, dass er einfach überhaupt keine Ahnung hatte, wo wir hinmüssen. Trotz der kompletten Adresse! Er konnte anscheinend keine lateinischen Schriftzeichen lesen, hatte uns aber trotzdem mitgenommen. Er rief Kollegen an, die besseres Englisch konnten und gab Stefan den Hörer. Doch das half nicht. Irgendwann hielt er dann an, um einen Kollegen zu fragen, der auch nicht helfen konnte. Nach circa einer halben Stunde gaben wir auf, stiegen irgendwo an einem Einkaufszentrum an der Stadtautobahn aus, mussten trotzdem den kompletten Preis zahlen (wir hatten keine Lust auf Stress und zahlten) und fragten uns von Taxifahrer zu Taxifahrer. Keiner konnte uns helfen.
Also gingen wir in das Einkaufszentrum, weil wir hier auf WiFi hofften (schließlich gab es in Thailand an jeder Ecke WiFi), um die Adresse in Thaischrift zu besorgen oder die Telefonnummer des Hotels zu bekommen. (Wir werden nie wieder ohne Telefonnummer eines Hotels irgendwohin reisen…) Aussichtslos. Kein WiFi, keine englischsprachigen Menschen. Wir fühlten uns wirklich verloren. Nicht einmal im 7-eleven konnte jemand mehr als “Hello” und “No”. Die Thais waren zwar wie immer total hilfsbereit (besonders die Thai-Frauen gegenüber Stefan), aber sie konnten uns eben nicht helfen.
Also probierten wir es wieder in der Taxischlange und fanden schließlich jemanden, der zwar auch nicht wusste, wohin wir mussten, aber die Telefonnummer vom Hotel über sein Smartphone herausfand. Dort erklärte man ihm dann, wohin er muss und mit über anderthalb Stunden Verspätung und total ausgehungert kamen wir gegen 22 Uhr endlich an. An einer Tankstelle. Im Dunkeln.
2. Weil in Bangkok hinter einer Tankstelle das Paradies wartet
An einer Tankstelle? An einer Tankstelle! Erst dachten wir, der Taxifahrer müsse wirklich tanken. Doch als er uns bat, sitzen zu bleiben und selbst ausstieg und nicht tanken ging, wurde uns doch etwas anders zumute. Warum an einer Tankstelle direkt neben der Stadtautobahn? Werden wir jetzt ausgeraubt? War es das jetzt? Doch dann sahen wir ein kleines Golfcar mit der Aufschrift “Charlies House Pin Klao”, dem Namen unseres Hotels. Der nette Thai wuchtete unsere Koffer darauf und fuhr uns durch einen schmalen Weg, über eine kleine Brücke zu unserem Hotel. Und dann sahen wir das Paradies inmitten Bangkoks. Hinter einer Tankstelle.
Ich hatte mir für Bangkok ein Hotel mit Pool gewünscht. Damit mir der Abschied vom Meer nicht ganz so schwer fällt. Und weil ich Pools liebe. Und dann hatte ich “Charlies House Pin Klao” entdeckt. Etwas abseits gelegen, mit Pool und viel Grün. Und günstig. Also buchte ich es und ich bin heute noch sehr froh darüber. Denn egal wie stark uns Bangkok überwältigte, am Abend konnten wir jedes Mal wieder in diese Oase zurückkehren und durchatmen. Und am Morgen startete ich mit ein paar Bahnen im Pool in den Tag.
3. Weil Bangkok unglaublich bunt und verspielt ist
Am ersten Tag Bangkok stürzten wir uns in das Shopping Paradies Siam. Kaum stiegen wir in Siam aus dem Taxi, standen wir vor einer überdimensionalen Comic-Katze voller Blumen, neben der sich ein Hello Kitty Shop und Café, dem “Hello Kitty House” befand. Mein 16-jähriges Ich drehte total ab und wir genehmigten uns erstmal ein “Frühstück”, während der “Hello Kitty-Song” in Endlosschleife lief. Es ist natürlich selbstverständlich, dass ich unzählige Fotos machte, von denen ich euch aber nur einen Bruchteil zeige. Keine Angst. 😀
4. Weil Shopping hier wirklich ein Erlebnis ist
Wir waren an einem Tag in 6 Shoppingcentern. Und die Shoppingcenter Bangkoks sind groß. Sehr groß. Keines gleicht dem anderen. Einige Läden doppeln sich natürlich, vor allem die europäischen typisch Verdächtigen wie H&M, Zara & Co. Doch die Läden sind hier nicht das, was zählt. Hier sieht man riesige Foodcourts, außergewöhnliche Architektur, ein Model-Casting, eine Eislaufbahn, die ausgefallensten Klamotten, ein Café, in dem eine Holzeisenbahn über deinem Kopf entlangfährt und Geißbock-Statuen aus Gold. Doch seht selbst.
5. Weil der Ausblick von einer Rooftop Bar einfach unglaublich ist
Selbst wenn man ziemlichen Respekt vor Höhe hat und sich ein bisschen in die Hose macht, während man durch die Glasscheibe auf Bangkok blickt. Das muss man einmal gesehen haben. Wir entschieden uns übrigens für die Red Sky Bar im 55. Stock im Central World. Einfach aus dem Grund, dass es sich in Siam befand und wir uns mit letzter vereinter Kraft zu Fuß dorthin schleppen konnten. Außerdem herrscht hier kein Dresscode und wir kamen in unserem Shoppinglook problemlos rein beziehungsweise rauf. Bezahlbar war es auch. Meine Sangria schmeckte zwar nicht wirklich, kostete aber “nur” 6 Euro. Für Thailand natürlich teuer, aber für Europäer bezahlbar. Und Nüsse gab es gratis dazu.
6. Weil in den Tempelanlagen Gratis-Tempelwasser verteilt wird
Thailand ist heiß und feucht. Doch Bangkok ist heißer und feuchter. Das stellten wir besonders am zweiten Tag, unserem “Tempel-Tag”, fest. “Gestern war es noch nicht so heiß.”, registrierte Stefan. Ich erinnerte ihn daran, dass die Shopping-Center durchweg vollklimatisiert waren, woraufhin er schwieg. Wir begannen unsere Tempel-Tour in der Mittagshitze, was sich nicht als schlaueste Idee aller Zeiten herausstellte. Ich konnte gar nicht so viel trinken wie ich schwitzte und mein Kreislauf versagte irgendwann. Ich kippte zwar (glücklicherweise) nicht um, aber wir mussten uns eine Stunde in ein klimatisiertes Café setzen, damit ich wieder auf die Spur kam. Mein Highlight in den Stunden voller Schwitzen: Tempel-Chang-Wasser, das man sich gratis abholen konnte.
7. Weil die Tempel auch kurz vor dem Kreislauf-Kollaps total beeindruckend sind
Es ist nicht alles Gold, was glänzt. In Bangkok schon. Und es glänzt hier wirklich bis zum Abwinken. Die Tempel sind bildschön. Der liegende Buddha atemberaubend. Es ist anstrengend bei über 40 Grad Celsius den Königspalast, den Wat Phra Khaeo, den Wat Pho und den Wat Arun abzuklappern, aber es ist gottverdammt notwendig, sehenswert und ein Zeichen von Respekt der thailändischen Kultur gegenüber. Und wenn ihr eine kurze Abkühlung braucht, fahrt mit einem Expressboot. Eine kleine Brise auf dem Wasser kann Wunder wirken.
Unbedingt probieren, da total erfrischend und lecker: Granatapfelsaft vom Stand.
8. Weil es öffentliche Verkehrsmittel auf dem Wasser gibt
Klar, in Deutschland gibt es Fähren, in Rostock zum Beispiel, mit denen man fahren kann. Aber das Expressboot-System in Bangkok erinnerte mich eher an das einer U-Bahn. Es gibt richtige Stationen und verschiedene Linien. Die Expressboot-Bahnhöfe sind so verschieden wie die U-Bahnhöfe Berlins. Und es gibt sogar Expressbootbahnhof-Künstler. Für mich in Bangkok das angenehmste Verkehrsmittel.
10. Weil Chinatown nochmal eine eigene Welt ist
Menschen über Menschen, verschiedenste Arten von Architektur, an jeder Ecke ein anderer Geruch und Kabel ohne Ende. Das ist das Chinatown Bangkoks. Es ist wirklich eine eigene kleine Welt inmitten Bangkoks. Enge Gassen, undefinierbares Essen und nicht enden-wollende Märkte. Man kann es eigentlich kaum beschreiben. Man muss es erleben.
11. Weil Tuk Tuks einfach purer Spaß sind
Ihr wisst, ich bin eine Memme. Ich mache um fast alles einen Bogen, was irgendwie gefährlich sein könnte. Beim Tuk Tuk-Fahren hatte ich aber so gut wie keine Angst. Obwohl einem teilweise ja dringend davon abgeraten wird, in Bangkok Tuk Tuk zu fahren. Wir sind einmal tagsüber und zweimal nachts gefahren. Gut, nachts war es schon ein bisschen grenzwertig, weil wir zu viert in einem Tuk Tuk saßen und der Fahrer wie auf Drogen fuhr. Aber richtige Angst hatte ich trotzdem nicht. Aber einen Heidenspaß!
12. Weil die Khao San Road unvergleichlich ist
Den zweiten Abend in Bangkok verbrachten wir gemeinsam mit Stefan und Flo, die wir auf dem Hinflug kennengelernt hatten. Wir erkundeten die Khao San Road, die bunt, voll und einfach lebendig ist. Wer noch Thailand-Souvenirs kurz vor dem Rückflug sucht, ist hier genau richtig. Gegessen und getrunken haben wir allerdings in der Soi Rambuttri Road um die Ecke, in der das Hotel von Stefan und Flo lag. Diese Straße ist ein wenig ruhiger, aber immer noch sehr unterhaltsam.
Es gibt wirklich unglaubliche T-Shirt-Prints in Thailand…
13. Weil man sich in Bangkok wirklich überall massieren lassen kann
Sogar mitten auf der Khao San Road, während tausende von Menschen vorbeilaufen und glotzen. Wie man sich da entspannen soll, weiß ich aber auch nicht.
14. Weil hier der Sextourismus nicht in einer dunklen Gasse stattfindet
Dieser Grund erklärt nur, warum Bangkok verrückt (in diesem Fall zu verrückt) und nicht empfehlenswert ist. Denn nach langer Diskussion und vielem Hin- und Her entschieden die Jungs und ich uns dafür, eine Ping Pong Show zu besuchen. Falls ihr nicht wisst, was das ist: Eine Show, in der Frauen auf der Bühne Ping Pong (also Tischtennis) Bälle aus ihren Muschis schießen lassen. Ich war eigentlich eher abgeneigt und es war auch nicht so, dass die Jungs total scharf drauf waren. Es war eher die Neugier, das Gefühl, so etwas mal gesehen haben zu müssen. Doch bitte glaubt mir eins: Das müsst ihr definitiv NICHT gesehen haben.
Ich bin bestimmt nicht prüde und ich glaube, ich habe von uns Vieren das Ganze noch mit am besten weggesteckt. Denn Stefan (Flo’s Stefan) fragte bereits nach wenigen Minuten, ob wir wieder gehen könnten. Denn was wir vorher nicht wussten: Dort gab es nicht nur eine Ping Pong Show zu sehen. Wir sahen weitaus verstörendere Dinge. Ich sage nur lebendige Fische. Als wir ankamen, begannen gerade ein Mann und eine Frau live Sex zu haben. Zwar sehr akrobatisch, aber (natürlich) absolut abgestumpft.
Da war kein Jubeln oder Grölen von besoffenen Touristen zu hören. Keiner wollte sich in die erste Reihe setzen. Man hatte das Gefühl, dass selbst die gestandensten Männer verstört waren. Und während eine Thai gerade ein Bild mit ihrer Muschi malte, aß eine Angestellte neben uns eine Instant-Nudelsuppe.
15. Weil es im Skytrain kälter als in jedem Kühlschrank ist
Am dritten und letzten Tag fuhren wir mit dem Skytrain zum Chatuchak Weekend Market. Ich muss sagen, dass ich die Fahrt an sich jetzt nicht sooo beeindruckend fand. Die Temperaturen aber schon. Brrr.
16. Weil es hier einen Markt mit über 10.000 Ständen gibt
Der Chatuchak Wochenendmarkt ist wirklich riesig. Man hat hier absolut kein Problem, sich zu verlaufen. Hier haben wir die meisten Souvenirs für unsere Lieben gekauft, eine der besten Eiscremes meines bisherigen Lebens gegessen und die unzähligen Eindrücke aufgesaugt. Einen großen Bogen haben wir um die Stände mit lebenden Tieren gemacht. Schrecklich.
Das ist Kokoseis. So cremig und nicht zu süß. Wir haben uns gar nicht wieder eingekriegt.
17. Weil es hier schwimmende Märkte gibt
Wenn man richtig leckeren, frisch gefangenen Fisch essen will, sollte man auf einen der Floating Märkte gehen. Wir sind zum Taling Chan Floating Market gefahren, weil er vom Charlie House Pin Klao gut erreichbar war. Wenn man sich das Wasser anschaut, würde man eigentlich vermuten, dass der Fisch modrig schmeckt, was aber absolut nicht der Fall war.
18. Weil man hier eine Tanzshow im Restaurant bekommt
Stefan und ich beschlossen, unsere Thailand-Reise mit einem guten Essen abzuschließen. Im Internet fand ich das Supatra River House, das direkt am Chao Phraya River liegt. Wir gönnten uns ein Drei-Gänge-Menü und bekamen unglaublich viel und sehr leckeres Essen und obendrauf eine wundervolle Tanzshow mit einem thailändischen Tanz. Sehr empfehlenswert und trotzdem total bezahlbar.
19. Weil die Straßen immer voll sind
Bangkoks Straßen sind immer voll. Egal ob am Tag oder nachts. Der Smog ist dennoch nicht sehr aggressiv. Jedenfalls merkte ich nicht viel davon.
20. Wegen der Menschen
Das Beste kommt zum Schluss. Denn es sind die Menschen, die dieser verrückten Stadt das Leben einhauchen. Die Menschen, deren Gesichter Geschichten erzählen. Menschen, die so gastfreundlich und hilfsbereit sind. Die Besitzerin unseres Hotels, mit ihrer ganz eigenen Art. Der Taxifahrer, der uns am letzten Abend zurück zum Hotel brachte und von seiner Zeit in Deutschland erzählte. Der Taxifahrer, der uns zum Flughafen fuhr und zwar nicht viel sagte, aber auf der Fahrt das komplette Linkin Park Album abspielen ließ. Danke Bangkok für drei unvergessliche Tage.
Mit diesem Blog Post nehme ich am CityBlogAward von Only-apartments, Vueling und Travel on Toast teil.