Ganz ehrlich? Als ich heute morgen zum Gassigehen in meine geblümten Sneaker geschlüpft bin und ein paar Schritte damit lief, fühlte es sich unglaublich befreiend an. Ein bisschen wie auf Wolken zu gehen. Klar, ich bin auch am Sonntag auf der Messe auf flachen Schuhen gelaufen. Aber irgendwie war es nicht annähernd das gleiche Gefühl. Warum, weiß ich auch nicht. Heut Morgen lief ich beinahe fröhlich durch unser Viertel und alles fühlte sich so viel leichter an. Und das, wo ich doch gestern noch so unglaublich schlecht drauf war. Doch dazu später mehr.
Ich hätte ehrlich gesagt nicht gedacht, dass es sich so anfühlt. Denn ich hatte mich ja schon so an die hohen Schuhe gewöhnt. Klar, ich konnte damit nicht so locker leicht durch die Welt spazieren wie mit den flachen Schuhen, aber ich lief viel besser darauf als gedacht. Alles lief viel besser als gedacht. Aber als ich heute Morgen dieses Wolkengefühl spürte, dämmerte es mir, dass ich in den letzten 10 Tagen (mit Ausnahme von Sonntag) schon ein kleines bisschen eingeschränkt gewesen war. Kein Mensch läuft auf hohen Schuhen wie auf flachen. Dennoch habe ich mich mit den hohen Schuhen angefreundet.
Vorher waren High Heels die schwarzen Schafe meines Schuhschrankes. Die entfernten Familienmitglieder, die man einmal im Jahr anruft, um zum Geburtstag zu gratulieren und bei denen man froh ist, wenn man wieder den Hörer aufgelegt hat. Weil sie einem einfach mehr schlecht als gut tun. Und die man genau deshalb meidet. Doch nachdem ich 10 Tage täglich mit ihnen zu tun hatte, sie besser kennengelernt, auch ihre guten Seiten entdeckt und gemerkt habe, dass sie gar nicht so böse sind, wie ich immer dachte, möchte ich sie öfter anrufen, äh anziehen. Ich habe die Angst vor ihnen verloren und gemerkt, dass ich sowohl auf ihnen laufen kann, ohne mir die Beine zu brechen, und auch, dass die wenigsten Leute mich blöd anschauen, nur weil ich hohe Schuhe trage.
Was mich erstaunt hat, ist, dass tatsächlich so wenige Frauen hohe Schuhe tragen. Auf der Straße, im Alltag – kaum hohe Schuhe. Aber: An den Orten, an denen ich gar nicht oder mit sehr wenigen High Heels gerechnet habe, da waren sie plötzlich da. Im Kino und auf der Buchmesse. Mir taten meine Füße schon mit flachen Schuhen auf der Buchmesse weh. Vielleicht liegt es am Wetter? Oder liegt es einfach an unserer Zeit, in der Frauen es bequem mögen und sich nicht von Absätzen im Alltag einschränken lassen wollen?
Nun, gestern war also mein letzter Tag auf den hohen Schuhen und abends stand noch ein Bloggerevent von Babyliss an. Da ich ja meine Regeln erfüllt und bereits alle Schuhe mindestens zweimal getragen hatte, hätte ich gestern meine 7 cm-Absätze anziehen und mir damit einen gemütlichen letzten Tag machen können. Das wäre angesichts meiner gestrigen Stimmung die naheliegendste Variante gewesen. Doch das wäre für mich kein würdiger Abschluss gewesen. Das hätte sich nicht gut angefühlt. Also zog ich nochmal meine 10 cm-Absätze an, zwang mich, vom Sofa aufzustehen und erst eine Runde mit Susi zu gehen, um dann zum Bloggerevent zu stöckeln. Keine blöden Blicke in der U-Bahn und auf dem Weg, ich achtete aber auch nicht auf die Menschen. Es ist nach wie vor so, dass es mir ziemlich egal ist, was sie von mir denken könnten. Ich liebe dieses neue Gefühl!
Und kaum war ich beim Bloggerevent angekommen, bekam ich von Leni und Eileen zu hören: “Mann, bist du groß!” Grrrr. Doch natürlich haben es die beiden nicht böse gemeint und wir unterhielten uns über Körpergrößen und wer gern kleiner (ich) und wer gern größer (Leni und Eileen) und wer gern dünner (wir alle) wäre. Doch seien wir mal ehrlich. Wir sind alle super genau so wie wir sind. Leni hat ein tolles Gesicht, Eileen hat Wahnsinnsaugen und ich hätte an jeder der Bloggerinnen, die gestern dort waren, irgendetwas gefunden, was ich optisch toll finde. Doch darum geht es eigentlich nicht. Es geht darum, dass diese Mädels es gestern innerhalb weniger Minuten geschafft haben, meine Stimmung vom Keller in das 1. Obergeschoss zu befördern. Ich ging so fröhlich aus dieser Hotelsuite und wachte heute Morgen genauso fröhlich wieder auf. Und das sollten wir uns immer wieder bewusst machen. Dass wir nicht wegen unseres Aussehens geliebt oder nicht geliebt werden, sondern wegen unserer inneren Werte. So schön Eileens Augen und Lenis Gesicht auch sind, diese äußerlichen Merkmale hätten meine Laune nicht verbessert. Ich habe mich so sehr gefreut, Romina, Anni, Jasmin und Julia wiederzusehen, Valerie und Laura endlich persönlich kennenzulernen und wieder Amandines entzückenden französischen Akzent zu hören.
Mir taten meine Füße zwar innerhalb kürzester Zeit vom Stehen weh, doch das war egal, weil wir Spaß hatten und leckeres Essen und Gummibärchen futterten. Weil Babyliss solch einen schönen Abend für uns vorbereitet hatte und ich neue Sachen über das Föhnen lernte. Nun habe ich einen nigelnagelneuen Föhn zu Hause, der superschonend für das Haar ist und es blitzschnell trocknen soll und bin schon ganz gespannt auf heute Abend, wenn ich meine Haare wasche und dann föhne.
Gestern Abend ließ ich mich dann von Stefan mit dem Auto abholen und war dann einfach nur dankbar. Dafür, dass ich solch einen schönen Abend gehabt hatte, dass ich solch einen tollen Mann an meiner Seite habe, der mich abholt, einen Hund, der sich halb tot freut, mich zu sehen und dafür dass ich in “10 Tage auf hohen Schuhen” so viel über mich selbst gelernt habe und mich auch ein wenig verändert hab. Danke, dass ihr mich bei diesem Projekt begleitet habt und vielen Dank für all euer Feedback. Mal sehen, was das nächste “10 Tage…” wird, denn es wurde der Wunsch geäußert, dass eine Reihe darauf wird.
Der zehnte Tag „10 Tage auf hohen Schuhen“ in Zahlen
Absatzhöhe: 10 cm
Gelaufene Schritte: 3866
Gelaufene Kilometer: 2,74
Fußschmerzlevel auf einer Skala von 1 bis 10: 7
Anzahl der gesichteten Frauen mit min. 7 cm Absatzhöhe: 7 (darunter 4 Bloggerinnen gestern Abend)
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